Nach einem kurzen historischen Abriss zur Geschichte der Fahrausbildung ging Bittner auf deren Ist-Stand ein. „25 Jahre ist diese bereits alt und stammt vom 18. August 1998. Für die Anlage 1, den Rahmenplan, gilt das gleiche“, sagte er. Mit Blick auf die seit 1998 immens gestiegene Zahl der Fahrzeuge sowie auf Fahrschüler, die mehr und mehr Zeit am Handy verbringen, aber offenbar kaum Zeit für die Fahrausbildung haben, sah er „Sanierungsbedarf“ in der Fahrschulbranche.
Auch der Wissenschaft sei das aufgefallen, die das Ausbildungskonzept OFSA II entwickelt habe. Bittner ging auf OFSA II im Detail ein und stellte dessen Schlussfolgerungen vor, etwa, dass ein Großteil der Fahrschüler im Theorieunterricht nicht alle Inhaltsbereiche bearbeite und es deswegen gravierende Defizite bei der Bestehenswahrscheinlichkeit gebe. OFSA II ist seiner Ansicht nach ein Schritt in die richtige Richtung, hat aber dennoch einige Nachteile, etwa einen „aufwendigen, kniffligen Aufbau“, der im Fahrschulalltag – vor allem für Ein-Mann-Fahrschulen – schwierig umsetzbar sei. Fahrschulkundenwünsche und die sich schnell verändernde Marktsituation würden nicht berücksichtigt. Außerdem ergebe sich ein gewaltiger Zeit- und Kostenaufwand für die Fahrschulen.
Die BVF hat deswegen einen eigenen Konzeptvorschlag entwickelt. Bittner betonte, dass man hinter OFSA II stehe, aber als Praktiker auf „wichtige Schwerpunkte“ hinweisen und darüber diskutieren wolle. Er blickte im Detail auf das Ausbildungskonzept. Die BVF will zum Beispiel – anders als OFSA II – „keine direkte Verknüpfung von Theorie und Praxis im Fahrschulfahrzeug in der jeweiligen Ausbildungsstufe“ und keine „Möglichkeit zur schriftlichen Kontaktaufnahme mit dem Fahrlehrer“, etwa zum Stellen von Fragen und zur Abgabe von Aufgaben. Eine webbasiserte, multmediale Lernplattform sei „wünschenswert, aber schwer umsetzbar“.
Eine „sinnvolle Verknüpfung“ von Präsenzunterricht und Blended Learning sei erforderlich, sagte Bittner weiter, „Präsenzunterricht aber ist unersetzbar“. Man wolle die Chancen des Präsenzlernens nutzen, zeitgleich aber digitalen Unterricht nicht ablehnen. Dieser könne aber zum Beispiel in Pandemiezeiten als Ersatz sehr wohl zur Anwendung kommen. Inhaltlich beschreibt der BVF-Konzeptvorschlag vier große Themenblöcke von Lehr-Lerninhalten mit jeweils vier Lernthemen in vier Stufen, mit denen „größtmögliche Flexibilität und Einfachheit" gewährleistet seien. Jeder Themenblock müsse vom Fahrschüler vor- und nachbereitet werden. Das Paternostersystem soll bedingt erhalten werden, das heißt, die Ausbildung muss laut BVF nicht beim Thema 1 im ersten Themenblock begonnen werden, sondern es ist möglich, jeweils beim Thema 1 eines jeden Themenblocks mit der theoretischen Ausbildung zu beginnen.
Das Konzept der BVF sei „einfacher, verständlicher und alltagstauglicher“, lautete Bittners Fazit. Der Schulungsbedarf der Fahrlehrer sei „überschaubar genauso wie Zeit- und Kostenaufwand. Fahrschulkundenwünsche könnten erfüllt werden, die sich verändernde Marktsituation werde berücksichtigt. Eine Digitalisierung der Fahrschulen sei nicht unbedingt nötig. „Wir sind aber nicht gegen Digitalisierung“, betonte er ausdrücklich. „Wir sind für mehr Digitalisierung, aber an der richtigen Stelle.“ Die BVF habe es sich erlaubt, ein Konzept zu entwickeln, dass auch in kleineren Fahrschulen umgesetzt werden kann, schloss er. „Es ist ein durchdachtes Konzept, zeitgemäß und 1:1 umsetzbar.“