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Große Aufgaben warten auf Berlins Fahrlehrer

10.07.2019 10:23 Uhr
Peter Glowalla konnte zum ersten Mal Audi als Hauptsponsor in Berlin begrüßen
© Foto: Theresa Siedler

Bei der Jahreshauptversammlung des Fahrlehrer-Verbands Berlin herrschte hitzige Stimmung. Digitalisierung, Abschaffung des Präsenzunterrichts und Neuwahlen standen im Fokus.

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Während im hochsommerlichen Berlin Temperaturen um die 35 Grad herrschten, begrüßte der erste Vorsitzende des Fahrlehrer-Verbands Berlin, Peter Glowalla, die rund 120 Fahrlehrer sowie die geladenen Gäste aus Verbänden und Politik im klimatisierten Sitzungssaal. „Herzlichen Glückwunsch zu der Entscheidung, heute nicht in der Sonne zu schmoren, sondern einen Tag voller neuer wichtiger Fahrlehrerthemen zu erleben“, rief er dem Plenum zu. Unter ihnen waren unter anderem der Berliner Staatsekretär für Verkehr, Ingmar Streese, der den Reigen der Grußworte und Referate am Vormittag eröffnete. Streese lobte die gelungene Einführung des Berliner Mobilitätsgesetzes, das nun rund ein Jahr in Kraft sei. Auch die vielen Neuerungen, die im Gesetz verankert seien, hätten dazu beigetragen, dass in Berlin sinkende Unfallzahlen im Straßenverkehr zu verzeichnen seien. Dennoch sei jedes Opfer zu viel, weshalb auch Fahrlehrer weiterhin eine große Verantwortung trügen.

Digitalisierung als Megathema

Kurt Bartels, 1. stellvertretender Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände, nahm das aktuelle Megathema „Digitalisierung“ zum Anlass, die anwesenden Fahrlehrer über die Chancen, gleichzeitig aber auch über dessen Risiken zu informieren. Dem Thema „Abschaffung des Präsenzunterrichts“ erteilte Bartels eine klare Absage. „Unser Beruf lebt vom gegenseitigen Austausch, und erleben kann man nicht online“, rief er der Berliner Fahrlehrerschaft zu, die diese Ansicht mit langanhaltendem Applaus quittierte. Denn E-Learning könne nur bei der Vermittlung von Faktenwissen und bei der Prüfungsvorbereitung im theoretischen Unterricht sinnvoll eingesetzt werden, ersetze den Unterricht von Gesicht zu Gesicht aber keineswegs. Auch in der praktischen Führerscheinausbildung schlage sich die Digitalisierung mehr und mehr nieder. Deshalb forderte Bartels unter anderem eine zeitgemäße Automatikregelung. Als Fazit gab Bartels den Fahrlehrern mit auf dem Weg, dass sie den digitalen Wandel gemeinsam mit dem Verband mitgestalten und diesen als eine echte Chance für die Zukunft sehen sollten.

Audi ist erstmals Hauptsponsor

Erstmals als Hauptsponsor und mit einem „Sack“ voller neuer Fahrzeugmodelle war Audi nach Berlin gekommen. Bernd Nentwig, Fahrschul-Ansprechpartner beim Ingolstädter Hersteller, bedankte sich bei den Berliner Fahrlehrern für diese Möglichkeit und berichtete unter anderem vom neuen Audi A1 Sportback, der Anfang des Jahres eingeführt wurde. Er stellte weitere Modellen wie den neuen Q3 vor und kündigte an, dass Audi sein Angebot an Hybridfahrzeugen erweitere. So werde im kommenden Jahr unter dem Namen „TFSI-e“ immer ein Hybridfahrzeug pro Audi-Modell folgen. Als letzten, aber wichtigen Punkt, nannte Nentwig die Tatsache, dass Audi die Nomenklatur seiner Fahrzeuge geändert habe. So würden jetzt alle Fahrzeuge nach Leistungsklassen eingeteilt. Grund für diese Neuerung sei, dass die E-Modelle keinen Hubraum mehr haben.

TÜV und Dekra als Prüforganisationen

Der TÜV in Person von Andreas Röse berichtete über die gestiegene Anzahl der Theorieprüfungen und gleichzeitig den Anstieg der Nichtbestehensquote. Trotzdem dürfe man keinesfalls den Fehler machen, das Niveau der Prüfungen herunterzuschrauben. Auch die praktischen Prüfungen hätten in Berlin – bedingt durch den Zuzug von außen – zugenommen. Auch das Thema „Manipulation in der Prüfung“ sprach Röse an. Er könne aktuell keine Gegenmaßnahme gegen Manipulation durch die Politik erkennen. Dies sei traurig, denn was aufgedeckt werde, sei schließlich nur der „Gipfel des Eisberges“. Für die Dekra trat Andreas Schmidt ans Mikrofon. Er berichtete unter anderem, dass die Erfolgsquoten bei AM15 und BF17 stetig ansteigen würden, sie bei Umschreibern und „B18“ aber seit 2018 sinke. Diese Tatsache übe sich leider zum Teil auch regional auf die Prüfplatzvergabe aus.

Keine Chatbots bei der Fahrlehrerversicherung

Der Vorstandsvorsitzende der Fahrlehrerversicherung, Andreas Anft, berichtete in seinem Vortrag unter anderem von einem Jahresüberschuss von circa einer Million Euro, den die Fahrlehrerversicherung verzeichnen könne. Diesen Puffer werde die Fahrlehrerversicherung als Eigenkapital für „schlimmere Zeiten“ zurückhalten. Letztlich bestimmen aber „nur Sie als Mitglieder, wohin die Reise der Fahrlehrerversicherung geht“, betonte Anft. Trotz allen technischen Fortschritts bei der Fahrlehrerversicherung, wie der Schadensregulierung per App oder der vollautomatisierten Policierung, stellte Anft klar, dass es weiterhin keine Chatbots geben werde, sondern persönliche Ansprechpartner.

PQFÜ wird kommen

Im internen Teil der Versammlung stand unter anderem die im April 2019 erfolgte Beauftragung des Landesamtes für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten, kurz LABO, durch die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz über die Einführung der pädagogisch qualifizierten Fahrschulüberwachung (PQFÜ) im Mittelpunkt der Diskussionen. Glowalla machte seine Kollegen darauf aufmerksam, dass es damit keine Möglichkeit mehr gebe, die PQFÜ nicht einzuführen. „Die PQFÜ muss von Gesetzes wegen her kommen“, sagte er deshalb. Die Fahrlehrer dürften darauf vertrauen, dass offizielle Fortbildungen zu diesem Thema angeboten werden, damit jeder wisse, worauf er sich einstellen müsse.

Außerdem mahnte der Vorsitzende des Fahrlehrer-Verbands Berlin seine Kollegen, das Thema „Fahrrad“ mehr und mehr in den Fahrschulunterricht miteinzubeziehen und so eine modale Ausbildung anzubieten. Denn „wenn wir das Fahrrad nicht zum Thema machen, sind wir mehr und mehr außen vor“. Erste Schritte in diese Richtung seien unter anderem mit dem Arbeitskreis „Fahrrad“ getan worden, in dessen Rahmen schon sehr gute Treffen stattgefunden hätten.

Zusätzliches Paket an Arbeit

Mit der Fahrerlaubnisverordnung, dem Fahraufgabenkatalog und dem „elektronischen Prüfprotokoll“ komme auf die Berliner Fahrschulen ein großes Paket an zusätzlichen Aufgaben zu. „Von Bürokratieabbau kann keine Rede sein“, rief Glowalla seinen Zuhörern zu, denn für jede Klasse brauche es jetzt auch einen eigenen Fahraufgabenkatalog und dieser sei dann Grundlage für die Durchführung künftiger Prüfungsfahrten.

Als einer der letzten Tagesordnungspunkte standen die Wahlen des 1. stellvertretenden Vorsitzenden und des 3. stellvertretenden Vorsitzenden im Mittelpunkt des Geschehens. Auf Vorschlag des Gremiums stellten sich die beiden vorherigen Mitglieder Reinhard Kendziora als 1. stellvertretender Vorsitzende und Wolfgang Klotzsch als 3. stellvertretender Vorsitzender zur Wiederwahl. Beide wurden per Akklamation einstimmig – bei jeweils zwei Enthaltungen – wiedergewählt.

(ts)


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