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Rheinland: Überwachung ist auf gutem Weg

05.06.2018 15:00 Uhr
"Wir beginnen bald mit der Ausbildung von Fachkräften", sagte Staatssekretär Andy Becht zum Thema Fahrschul-Überwachung
© Foto: Thomas Cyganek

Das rheinland-pfälzische Innenministerium klärte die rheinischen Fahrlehrer beim Verbandstag in Lahnstein darüber auf, wie es mit dem Thema Überwachung in ihrem Bundesland vorangeht.

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Zum Auftakt der Mitgliederversammlung im Hotel Wyndham Garden sprach zunächst die Vertreterin der Stadt Lahnstein: „Wir haben fünf Fahrschulen in unserer 18.000-Einwohner-Stadt, daran sieht man die Bedeutung des Berufsstands“, sagte Beigeordnete Beatrice Schnapke-Schmidt in ihrem Grußwort. Fahrlehrer hätten große Verantwortung in ihrem Beruf, wenn sie Ungelernte aufs Fahren vorbereiten würden. „Das erfordert Geschick, Geduld und Einfühlungsvermögen“, sagte sie. „Das kann nicht jeder. Sie ermöglichen das, und dafür danken wir Ihnen“.

Ministerium finalisiert Erlass zur Überwachung

„Sie stehen im Brennpunkt, was Verkehrssicherheit angeht“, fügte Staatssekretär Andy Becht vom rheinland-pfälzischen Innenministerium an und nannte aktuelle Zahlen zum Verkehrsgeschehen: 177 Tote – darunter fünf Kinder und 26 junge Fahrer – gab es nach seinen Informationen im Land, das seien 9,9 Prozent mehr als 2016, allerdings seien diese Zahlen von Jahr zu Jahr „sehr volatil“, also Schwankungen unterworfen. Gestiegen sei auch die Beteiligung von Senioren an Unfällen, vor allem stehe die Altersgruppe 75+ im Fokus. Ab diesem Alter steige das Unfallrisiko „exponentiell“ an.

Becht sprach sich mit Blick auf die getöteten jungen Fahrer für das Begleitete Fahren mit 16 aus. BF16-Teilnehmer seien zu 19 Prozent weniger an Unfällen beteiligt als „herkömmliche“ Fahranfänger. „Noch steht das EU-Recht entgegen, aber die Verkehrsminister wollen darauf einwirken“, sagte er. „Sie, die Fahrlehrer, sind dabei ein wichtiger Baustein.“

Die Reform des Fahrlehrerrechts habe für Fahrlehrer und Fahrschüler positive Auswirkungen, die künftigen Erfahrungen würden zeigen, wie es weitergehe. In puncto Überwachung gehe man einen „guten Weg“ und habe wesentliche Schritte eingeleitet. „Wir beginnen bald mit der Ausbildung von Fachkräften“, kündigte Becht an. Der entsprechende Erlass zur Überwachung werde nun „finalisiert“. Er dankte den Fahrlehrerverbänden für die gute Zusammenarbeit in diesem Bereich.

Bartels: „Machen uns viel Arbeit mit jungen Menschen“

Kurt Bartels, 2. stellvertretender Vorsitzender der BVF, knüpfte zunächst an Bechts Themen an. „Mit Blick auf die Hochrisikogruppe junge Fahrer brauchen wir eine ganzheitliche Verkehrserziehung vom Kindergarten bis zur Schule“, forderte er. „Warum wird zum Beispiel in Biologie nicht das Thema Müdigkeit im Straßenverkehr aufgegriffen?“ Wie Becht begrüße er BF16, da die Begleitphase dadurch effektiv verlängert werde, bat aber auch, AM15 zu unterstützen. „Treten Sie diesem Projekt bei, damit wir junge Leute sicher in den Straßenverkehr bringen.“

„Sind wir für die Zukunft gut gerüstet?“, fragte Bartels im Anschluss. Das eigentliche Thema seines Vortrags drehte sich unter anderem um die Feinjustierung der Reform des Fahrlehrerrechts, sowie den derzeitigen Fahrlehrermangel. „Ihre Rückmeldungen zur Reform sind wichtig“, sagte er, „da sich diese nun in der Praxis bewähren muss.“ Bartels ging auf einige kritische Punkte, wie zum Beispiel die zum Teil missglückte Entbürokratisierung des Arbeitsalltags, die bundesweit nicht einheitlich geregelte Überwachung und die neu gestaltete Fahrlehrerausbildung ein. „Diese wird gut angenommen“, stellte er fest. Allerdings müsse der Wegfall der Fahrerlaubnisklassen A und CE als Zugangsvoraussetzungen in Ausbildung und Prüfung inhaltlich ausgeglichen werden. „Wünschenswert wäre auch eine berufsbegleitende A/CE/DE-Fahrlehrerausbildung“, sagte Bartels, „zum Beispiel abends oder am Wochenende, anderenfalls wären Fahrlehrer drei bis vier Monate aus ihrem Geschäft raus.“ 

Derzeit sei der Fahrlehrermangel offensichtlich, der Markt „leergefegt“. Viele Kollegen hätten Probleme, guten Nachwuchs zu finden. Dieser müsste nicht nur für den Fahrlehrerberuf begeistert werden, sondern es müsse auch ein Umdenken stattfinden: „Gute Fahrlehrer müssen auch gut bezahlt werden“, forderte der BVF-Vertreter. So seien zum Beispiel die psycho-motorischen Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen zurückgegangen, „und wir machen uns viel Arbeit mit diesen jungen Menschen, die zudem vielleicht erstmals in ihrem Leben am Lenkrad Verantwortung übernehmen“. Diese Erziehungsarbeit sei nicht hoch genug anzurechnen.

„Die Stimmung in den Fahrschulen ist derzeit gut", lautete Bartels Fazit. "Wir sind gut gerüstet, aber wir brauchen die Unterstützung von Gesetzgebern und Partnern.“

Umschreiber können Fahrzeug nicht starten

Etwa 64.000 theoretische und 57.800 praktische Prüfungen fanden 2017 im Rheinland statt. Diese Zahlen nannte Arne Böhne vom TÜV Rheinland. Das seien 9,9 Prozent bzw. 5,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Im gleichen Zeitraum seien die Nichtbestehensquoten in der Theorie von 33,71 auf 36,55 Prozent gestiegen, in der Praxis von 24,49 auf 26,33 Prozent. Als Gründe für diese hohe Quote nannte Böhne die große Anzahl an Paragraf-31-Umschreibern in der B-Prüfung (allein in Koblenz betrug deren Zahl im vergangenen Jahr 1.135), die ohne Ausbildung zur Prüfung antreten. „Die Prüfungen müssen teilweise nach fünf Minuten beendet werden, weil der Prüfling den Audi nicht starten kann.“ Wegen dieser mangelnden Fähigkeiten gebe es deswegen auch viele Wiederholer.

Dabei stoße auch das Prüfungsterminvergabe-System des TÜV bisweilen an Grenzen, räumte Böhne ein. „Wir hoffen, dass es mittelfristig keine Terminschwierigkeiten mehr gibt“, sagte er mit Blick auf die gesunkene Zahl an Asylanträgen. 2017 habe sich dieses auf niedrigerem Niveau als im Vorjahr eingependelt. „Das Jahr 2016 war eine Ausnahmesituation.“

Guter Einstand des neuen Vorstands

Im internen Teil der Mitgliederversammlung stellte Joachim Einig seinen Geschäftsbericht vor. Der neu gewählte Vorstand habe sich nach der Wahl im vergangenen Jahr neu finden müssen, sagte der Vorsitzende, und das sei gut gelungen. Eine neue Außendarstellung sei außerdem wichtig gewesen, deshalb habe man zum Beispiel die Website an Facebook gekoppelt und neue Inhalte hinzugefügt, die Verbandsmitgliedern Vorteile gewähren.

Einig zählte einige Aktivitäten des geschäftsführenden Vorstands auf: So seien sechs zweitägige Sitzungen der BVF, vier Bezirksversammlungen, 11 Kreisversammlungen, vier Tagungen bei den Landesbetrieben Mobilität, ein Jahresgespräch beim TÜV und sieben weitere Termine besucht worden. Der Verband habe außerdem versucht, die Fahrlehrerrechtsreform in allen Kreisversammlungen zu erörtern.

Nach der einstimmigen Entlastung des Vorstandes wurde der 1. stellvertretende Vorsitzende neu gewählt. Detlef Jungbauer bekam die meisten Stimmen des Plenums und nahm die Wahl an.   

(tc)


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