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Führerscheinkosten - das sagt Richard Goebelt vom TÜV-Verband

11.10.2024 14:05 Uhr | Lesezeit: 5 min
Richard Goebelt
Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug & Mobilität
© Foto: Tobias Koch/TÜV-Verband

Das Thema Führerscheinkosten ist nach wie vor brandaktuell. Wir haben Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug & Mobilität beim TÜV-Verband, ein paar Fragen gestellt.

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Interview mit Richard Goebelt vom TÜV-Verband zu steigenden Führerscheinkosten

Vor ein paar Wochen hat der TÜV-Verband eine Pressemeldung zu den steigenden Führerscheinkosten veröffentlicht. Wir haben dies zum Anlass genommen, dem TÜV-Verband ein paar Fragen zu stellen, die uns Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug & Mobilität, beantwortet hat.


Fahrschule-online (FSo): Angesichts der vom Statistischen Bundesamt erhobenen Zahlen mit Kostensteigerungen bei der Fahrerlaubnis von 31 Prozent (2020-2023) moniert der TÜV-Verband Handlungsbedarf. Was soll passieren – wo Sie doch selbst eingangs der Pressemeldumg erwähnen, dass die Fahrschulen mit deutlich gestiegenen Personal- und Fahrzeugkosten kämpfen?

Der Führerschein bedeutet für viele nicht nur gesellschaftliche Teilhabe, er sichert auch die individuelle Mobilität und eröffnet häufig neue Chancen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Fahrschulen leisten hierfür einen wichtigen Beitrag.  Allerdings waren allein im Jahr 2023 waren etwa ein Drittel aller Theoretischen Fahrerlaubnisprüfungen (FE-Klasse B) bei den Technischen Prüfstellen auf Prüfungswiederholungen von zuvor nichtbestandenen Fahrerlaubnisprüfungen zurückzuführen. Aus unserer Sicht besteht hier Handlungsbedarf. Durch verbindliche und einheitlich vorgegebene Lernstandsbeurteilungen wird es gelingen, dieses Maß nachhaltig zu verringern, Ausbildungszeiten zu verkürzen und das zeitliche Zusammenfließen von theoretischem Wissens- und praktischem Kompetenzerwerb bei Fahranfängern zu erhöhen. Lernstandsbeurteilungen bieten eine wichtige Orientierung und Unterstützung, um den weiteren Kompetenzerwerb individuell zielgerichtet auszurichten und die Prüfungsleistung vorherzusagen. In der Folge lassen sich auch so auch die Kosten für den Erwerb der Fahrerlaubnis reduzieren.

 

FSo: Der TÜV-Verband weist auf OFSA II hin und fordert deren schnelle Umsetzung. Ungeachtet dessen, dass die Branche ohnehin auf den Referentenentwurf als Voraussetzung der Umsetzung wartet, was ist die Erwartung des TÜV-Verband an die optimierte Fahrausbildung?

Mit Umsetzung des BASt-Projekts OFSA II in einem Gesetzesentwurf des Bundes gehen wir davon aus, dass zukünftig ein verbindlicher Ausbildungsplan auf ein stärkeres Zusammenspiel zwischen Fahrausbildung und Fahrerlaubnisprüfung als wesentliches Gestaltungsmerkmal setzt. Damit würde der Fahrausbildungsbereich konsequent den vorangegangenen Weiterentwicklungen im Fahrerlaubnisprüfungssystem folgen, indem – insbesondere im zweiten, fahrpraktischen Ausbildungsbereich – dem Fahraufgabenkatalog mit seinen klar definierten Anforderungsstandards und Bewertungskriterien als übergreifendes Steuerungsinstrument eine zentrale Rolle eingeräumt wird.

Weiterhin sieht OFSA II den Erwerb von Kompetenzen zur Verkehrswahrnehmung und Gefahrenvermeidung bei Fahranfänger:innen vor. Gerade die Fähigkeiten, Verkehrssituationen adäquat wahrzunehmen und potentiellen Gefahren vorausschauend zu begegnen, sind für das sichere Führen eines Kraftfahrzeuges bedeutsame Schlüsselkompetenzen.

 

FSo: In der Pressemeldung entsteht unterschwellig der Eindruck, als würde der TÜV-Verband den Fahrschulen den Vorwurf machen, sie würden nicht vernünftig ausbilden. Sie sprechen unter anderem von „versteckten Kosten“ und dass man sich seriöse Fahrschule suchen soll. Wie ist das zu verstehen?

Ein Großteil der Fahrschulen macht in Deutschland einen sehr guten Job – das sehen wir bei den Prüfungen. Insofern weisen wir den pauschalen Vorwurf unzureichender Ausbildung zurück. Leider gibt es jedoch auch einzelne Fahrschulen in den Regionen, die eine Nichtbestehensquote von mehr als 45 Prozent erreicht haben. Teilweise werden Bewerber:innen bis zu 10-mal für die Fahrerlaubnisprüfungen vorgestellt. Dies wirft unweigerlich Fragen nach der Ausbildungsqualität einiger Fahrschulen auf, die auch gestellt werden müssen. Um den Bewerber:innen Orientierung zu bieten, sollten sie bei der Wahl ihrer Fahrschule darauf achten, ob die Fahrschule klar über Kosten, Anmelde- und Prüfungsgebühren und Zusatzkosten informiert. Eine gute Fahrschule bietet regelmäßige Einschätzungen des Lernstands an und erstellt auf dieser Grundlage einen individuellen Ausbildungsplan für ihre Schüler:innen. Oftmals zahlen sich auch Empfehlungen aus dem Freundes und Bekanntenkreis aus. Fahrschulen, die etwa Bewerber:innen zu früh für die Prüfung anmelden, obwohl noch Übungsbedarf besteht, sind natürlich nicht zu empfehlen.

 

FSo: Ist dem TÜV-Verband bewusst, dass die Partner der Fahrschulen, nämlich die einzelnen TÜV-Prüforganisationen (wie auch die DEKRA) das Problem der niedrigen Bestehensquoten anders sehen – nämlich bei Fahrschülern, die immer weniger Bezug zum Verkehrsgeschehen und zur Fahrzeugtechnik haben oder die vermehrt zugezogen sind?

Wir verzeichnen bereits seit Anfang der 2010er Jahre einen Abfall der Bestehensquoten bei den theoretischen (und auch praktischen) Fahrerlaubnisprüfungen. Die Gründe dafür sind vielfältig und lassen sich nicht auf die einzelne Ursache zurückführen. Die Motivation, sich verkehrssicherheitsrelevantes Wissen und verkehrssicherheitsrelevante Kompetenzen (z.B. Regelwissen, Verhaltensregeln) zu erarbeiten, hat augenscheinlich einen Einfluss auf die individuellen Chancen, die theoretische Fahrerlaubnisprüfung zu bestehen. Diese Motivation ist wiederum davon abhängig, welchen persönlichen Stellenwert die Prüfung und der damit verbundene Zugang zur individuellen motorisierten Mobilität mit Kraftfahrzeugen für den Einzelnen besitzt. Im Vergleich zu vorangegangenen Jahrzehnten ist zu beobachten, dass Kinder bzw. Heranwachsende heutzutage seltener mit verkehrsrelevanten Wissen in Kontakt kommen. Zukünftig sollte die Mobilitätserziehung daher einen höheren Stellenwert genießen. Kinder müssen bessere Chancen erhalten, eine eigene Mobilitäts-Biographie im Lauf ihres Erwachsenenwerdens zu entwickeln. Hierzu gehören vor allem altersgerechte Angebote in Kitas und verpflichtende Inhalte in Schulen wie spezielle Radfahrtrainings als auch die aktive Unterstützung ihrer Elternhäuser, sie auf die eigenständige Verkehrsteilnahme vorzubereiten. Einfluss auf den Erfolg der Prüfung hat auch ein immer komplexeres und dynamischeres Verkehrsgeschehen insbesondere in (Groß-)Städten. Neue Mobilitätsformen auf den Straßen (E-Scooter, E-Roller u.a.), eine Zunahme des Radverkehrs und ein stetig wachsender Bestand an Kraftfahrzeugen können das erfolgreiche Bestehen von Fahrprüfungen zusätzlich erschweren.

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KOMMENTARE


Rolf Heynen

15.10.2024 - 18:31 Uhr

Immer wieder die Fahrschulen. Warum nicht immer die Eltern...ja meinen Führerschein hab ich 5 Fahrstunden bestanden. Toll , dürfen wir den Eltern sagen, dass zum großen Teil ihre Kinder nicht richtig bei der Sache sind. Dazu kommt noch das der Fahrlehrerberuf immer noch schräg angesehen wird, klar schwarze Schafe sind in jedem Beruf zu finden. Möglichst billig der Führerschein, aber der muss gut gelernt, werden, Leben und Sicherheit der Fahrschüler, der Verkehrsteilnehmer muss aber auch gewährleistet werden. Wenn mir Eltern mit der Kostenfrage kommen, bitte ich sie einfach mal mitzufahren und der der besonders die Kosten bemängelt, lasse ich auch mal fahren...........in 15 min Köln Innenstadt sind 3 bis 5 Punkte normal. Damit öffne ich den Zweiflern die Augen, da ich in meiner Fahrschule stets Aufzeichnungen mache, ist es auch transparent, aber auch Arbeit


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