„Einige sahen ihre persönliche Freiheit eingeschränkt, andere die weibliche Brust gefährdet und viele Kritiker des Gurts bezweifelten schlicht dessen Beitrag zu mehr Sicherheit“, heißt es in einer Pressemeldung des Goslar Instituts. „Dementsprechend dauerte es relativ lange, bis der Gurt von Deutschlands Autofahrern akzeptiert und durchgängig benutzt wurde. Erst das im August 1984 eingeführte Bußgeld von 40 Mark für Gurtmuffel ließ die Anschnallquote von rund 60 auf über 90 Prozent ansteigen.“
Lebensretter Nummer eins
Inzwischen hat sich der Dreipunktgurt aber als Lebensretter Nummer eins im Straßenverkehr etabliert – und hat alle Zweifler eines Besseren belehrt: So seien amtlichen Zahlen zufolge Anfang der 1970er Jahre hierzulande noch mehr als 20.000 Verkehrsunfallopfer ums Leben gekommen, teilt das Institut mit – im vergangenen Jahr seien es dagegen rund 3.050 gewesen. Trotz weiterer Sicherheitsausstattungen – etwa dem Airbag –, sei der Sicherheitsgurt nach Expertenmeinung der wichtigste Beitrag, um die Zahl der Verkehrstoten zu vermindern.
Das hätten Crashtests deutlich gemacht: „Denn schon bei Unfällen mit 30 km/h leben Autoinsassen unangeschnallt richtig gefährlich“, heißt es weiter. Ein Aufprall mit diesem Tempo habe ähnliche Folgen wie ein Sturz aus vier Metern Höhe. Seien Fahrer oder Beifahrer bei 64 km/h nicht angeschnallt, führe der Crash demnach selbst mit Airbag zu lebensgefährlichen Verletzungen an Kopf oder Brust und die Beine können zertrümmert werden.
Gurtwarner gefordert
Deshalb fordern Sicherheitsexperten, dass die sogenannten Gurtwarner, die optisch und akustisch ans Anschnallen erinnern, auf allen Plätzen im Auto eingebaut sein sollten – auch auf den rückwärtigen. Denn ein nicht angeschnallter Heckpassagier könne nicht nur das eigene Leben gefährden, sondern auch das anderer Fahrzeuginsassen, wenn er bei einem Unfall ungehindert durch das Wageninnere fliegen und seine Mitfahrer mit dem eigenen Körper förmlich erschlagen könne.