Schon beim Einsteigen wird klar, warum der Golf nicht so leicht zu bezwingen sein wird: Er bietet die logischste Bedienstruktur für alle Funktionen. Der Peugeot wirkt noch ruhiger und aufgeräumter, allerdings erkaufen sich die Franzosen diesen Trick mit der Tatsache, dass man bei manchen Funktionen (unter anderem Klimatisierung) über die klar strukturierte Screen in der Mitte gehen muss. In der Praxis kann sich der Fahrschüler Heizung und Lüftung „auf den Schirm holen“, während für das Radio ohnehin noch ein Rändel existiert. In Anmutung und Materialqualität schloss der 308 zum Golf auf – bleibt zu hoffen, dass das auch für die Dauerhaltbarkeit gilt.
Hier hat Volvo keine Probleme. Abgeschnitten wurden leider die alten Zöpfe der skandinavischen Ruhe und Übersichtlichkeit: war ein Volvo einst an Schlichtheit und Übersichtlichkeit kaum zu überbieten, ist jetzt das Gegenteil der Fall: Viele gleich große Regler und zig Tasten auf der Mittelkonsole machen die Bedienung unnötig kompliziert und die schicke, geduckte Silhouette erschwert die Übersichtlichkeit nach schräg hinten. Auch das Platzangebot im Fond fällt deshalb am geringsten aus, obwohl der V40 rund zehn Zentimeter länger baut als seine Konkurrenten.
Er wiegt auch rund 100 Kilogramm mehr, bleibt aber sparsam. Dass hier gegenüber dem kleineren B-Segment wieder eine neue Qualität erreicht wurde, demonstrieren die Probanden deutlich: Alle blieben auf der anspruchsvollen Testrunde unter sieben Litern, über Land blieben sie sogar locker unter der Fünf-Liter-Marke. Der Peugeot trat dabei „nur“ mit Start-Stopp an und genehmigte sich mit breiten 225er-Reifen 6,8 Liter. Das verbrauchte auch der lang übersetzte Volvo, den die Schweden als D2 extremer aufs Spritsparen abgerichtet haben. Auch er trat mit breiter 225er-Besohlung an und konnte auf der Landstraßenetappe Maßstäbe setzen, während das Turboloch und Mehrgewicht ihm innerstädtisch etwas zu schaffen machten. Den Golf schickte VW als Extremsparer Blue-Motion, der laut Kfz-Schein auf 185er-Reifen rollt, zum Test aber mit 205er-Pneus antrat. Das Blue-Motion-Paket sorgte dann auch für den niedrigen Verbrauch von 6,0 Litern auf 100 Kilometern, womit er die Konkurrenz um 0,8 Liter unterbot.
Zum K.O.-Schlag holt der Wolfsburger aber mit seinem Service- und Wartungspaket aus, das für 24 Monate und unbegrenzte Laufleistung gilt und bei monatlichen 9,90 Euro startet. Damit drückt VW die Wartungskosten auf 237,60 Euro und unterbietet die anderen Probanden deutlich. Da der Golf nach 150.000 respektive 180.000 Kilometern auch noch rund 1.000 Euro mehr im Wiederverkauf bringt, fährt er kostenseitig ganz nach vorn. Dazu kommt der spezielle Service für Fahrschulen, den Peugeot jetzt allerdings auch ausbaut: Wichtig sind dabei verlässliche Werkstattzeiten und nach Möglichkeit verfügbare Ersatzwagen.
Weniger deutlich kann sich der Wolfsburger in den übrigen Kriterien vom Wettbewerb absetzen: Motorisch bietet der Peugeot die gelungenere Gesamtabstimmung: Der HDI zieht samtig und laufruhig durch, wo der Golf TDI mit einem kleinen und Volvos D2 mit einem großen Turboloch kämpft, dass den Schweden an Steigungen oder Rampen manchmal gar in den ersten Gang zurückzwingt. Dafür schalten sich Volvo und VW exakter als der Peugeot.
Das beste Sitzgefühl vorn und hinten bietet wiederum der Golf: Beim Peugeot können im Fond die Kopfstützen in den Nacken drücken, beim Volvo fehlt dort etwas Kopfraum, außerdem lassen sich bei ihm die Kopfstützen praktisch nicht verstellen. Bei den Sitzen selbst gibt es kaum Unterschiede, wobei man auf die optionale Massagefunktion des Peugeot getrost verzichten kann: Sie ist kaum spürbar.
In Summe muss man ihm trotzdem einen gelungenen Einstand attestieren: PSA hat den neuen 308 geschickt am Golf orientiert und eine wirklich schicke Alternative zum Wolfsburger Bestseller geschaffen. Volvo dagegen hat seine strengen schwedischen Werte der Ergonomie und Funktionalität leider auf dem Altar des Lifestyle geopfert. Damit wird der V40 zwar zum interessanten Eyecatcher in der Fahrschule, bleibt aber ein etwas kompliziert zu bedienender Sonderfall für Markenfans oder Schulungsorte mit einem sehr engagierten Volvo-Händler. Der König lässt sich jedenfalls nicht so leicht vom Thron stoßen und bietet Unterhaltskosten, mit denen er sogar das nächstkleinere Segment unterbieten kann.
Den ausführlichen Testbericht inklusive dem tabellarischen und damit übersichtlichen „Fahrschule“-Check und das Fazit der Testredaktion finden Sie in der Ausgabe 4/2014 der Zeitschrift „Fahrschule“.
(gs)