„Im Frühjahr nimmt die Zahl der Motorradunfälle wieder stark zu und erreicht in den Sommermonaten ihren Höhepunkt“, erklärt Luigi Ancona, Unfallforscher und Motorradexperte bei Dekra. Der Unfallforscher erinnert daran, dass Biker bezogen auf den Fahrzeugbestand doppelt so häufig verunglücken wie Autofahrer. Das Risiko, ums Leben zu kommen, war im Jahr 2020 auf dem Motorrad laut amtlicher Statistik im Schnitt viermal so hoch wie im Pkw. In Anbetracht der Tatsache, dass die Fahrleistung von Motorrädern insgesamt wesentlich geringer ist, fällt die Risikobilanz noch deutlich ungünstiger für die Zweiräder aus.
Langsam angehen lassen
Die erste Ausfahrt sei deshalb nicht geeignet, sich gleich wieder der Euphorie hinzugeben, meint Ancona. „Lasst es gemütlich angehen“, rät der Experte. „Am Ende der Saison fühlt man sich sicher, doch nach der Winterpause braucht es etwas Zeit, bis die Automatismen wieder greifen und das Gefühl für die Maschine wieder da ist.“ Im Frühjahr bestehe außerdem erhöhte Rutschgefahr durch Schmutz und Splittreste bei teils noch niedrigen Temperaturen.
„Man tut sich auf jeden Fall immer etwas Gutes, wenn man sich vorab in einem geschützten Bereich warmfährt und die Basics auffrischt: Ausweichen, Gefahrenbremsung, Slalomfahrt, stationäre Kreisfahrt – alles Bestandteile der praktischen Fahrprüfung“, sagt der Dekra-Experte. „Diese Fahrmanöver lassen sich optimal zu Saisonbeginn bei einem Fahrsicherheitstraining auffrischen.“ Davon profitieren laut Ancona besonders die vielen Wiedereinsteiger, die nach längerer Pause das Bike wieder neu entdeckt haben.
Technik und Ausrüstung müssen stimmen
Für die Maschine empfiehlt der Motorradexperte einen technischen Check. Unverzichtbar sei die Überprüfung von Bremsen, Reifen und Flüssigkeitsfüllständen – bis hin zur Kontrolle der sicherheitsrelevanten Elektronik anhand der On-Board-Diagnose. Ebenso wichtig sei eine Sichtung von Kombi, Protektoren, Stiefeln, Handschuhen und Helmvisier. An kälteren Frühlingstagen rät der Experte zum „Zwiebelprinzip“.