Der Marktanteil chinesischer Pkw ist vor allem im E-Auto-Segment in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen. Bei den Tests des ADAC überzeugten sie in vielen der Testkategorien. Bis auf zwei Ausnahmen erreichten alle Pkw fünf von fünf Sternen im Euro NCAP-Crashtest. Auch im Ausweichtest, bei dem das Sicherheitsverhalten und insbesondere das ordnungsgemäße Funktionieren des ESP überprüft werden, gaben sich die Testkandidaten keine Blöße.
Viele Fahrzeuge europäischer Hersteller fuhren schlechtere Ergebnisse ein. Die ADAC Experten erkannten zudem größtenteils gute Materialqualität und versierte Verarbeitung von Karosserien und Innenräumen. „Unsere Tests zeigen: Die chinesischen Hersteller haben in den vergangenen Jahren stark aufgeholt und können mit etablierten Marken inzwischen mithalten“, so ADAC Technikpräsident Schulze.
Dennoch Bereiche mit Fehlerquellen
Manche Fehler, so der ADAC, tauchten bei den Testkandidaten immer wieder auf: Assistenzsysteme, Verkehrszeichenerkennung, Spurhalte- und Abstandssysteme funktionierten oftmals nur unzuverlässig. Allerdings sei erkennbar wie schnell chinesische Hersteller auf Kritik reagieren: In neueren Modellen etwa von Nio zeigten sich die Systeme schon deutlich verbessert. Auch in puncto Bedienung läuft nicht immer alles reibungslos, was vor allem an der starken Fokussierung auf Touchscreens liegt. Komplexe Menüstrukturen in Kombination mit teils träge reagierenden Displays, Softwarefehlern und mangelhafte Übersetzungen sorgen für wiederkehrende Probleme bei der Steuerung von Klimaanlage, Navigation oder Entertainment.
Händler- und Servicenetz noch lückenhaft
Auto mit günstigem Anschaffungspreis könnten sich später doch als teurer herausstellen, etwa durch unerwartet hohen Wertverlust oder Reparaturkosten. Außerdem ist das Händlernetz teilweise noch nicht so dicht wie bei der etablierten Konkurrenz. Für Wartungen und Reparaturen kooperieren viele chinesischen Hersteller häufig mit Anbietern wie ATU und Euromaster. Hersteller Nio setzt wie Tesla auf mobile Servicepartner.
Weit von einer Marktüberschwemmung entfernt
Florian Hördegen, Leiter Fahrzeugtechnik im ADAC Technikzentrum Landsberg erklärt, dass „gemessen an den gesamten Verkäufen die chinesische Pkw in Deutschland aktuell weniger als zwei Prozent ausmachen.“ Allerdings verlaufe die Grenze zwischen europäischen und chinesischen Herstellern nicht mehr so eindeutig wie noch vor einigen Jahrzehnten. BMW und Citroën etwa lassen manche ihrer Modelle komplett in China fertigen. Auch die Marke Smart ist in einem Joint Venture von Mercedes-Benz und Geely neu aufgegangen.