Es sind oft gleich mehrere Plakate nebeneinander, die alle dieselbe Botschaft verkünden: "Fahren Sie wie eine Frau". Die Fotos zeigen Männer hinterm Steuer, die eher lässig die Hand am Lenkrad halten. "93 Prozent der alkoholisierten, in einen Unfall verwickelten Autofahrer sind Männer. Wie eine Frau fahren, bedeutet einzig und allein: am Leben bleiben." Auf dem Plakat daneben steht, dass 84 Prozent der tödlichen Verkehrsunfälle Männer zu verantworten haben, und neun von zehn getöteten jungen Autofahrern sind Männer, erklärt der Text ganz links außen.
Der Verein will sensibilisieren, aufklären, aufrütteln
Julien Thibault hat "Victimes et citoyens 2004 gegründet, war als Beifahrer selbst Opfer eines schweren Verkehrsunfalls, weil der Fahrer zu schnell unterwegs war. Sein Verein kooperiert mit vielen französischen Organisationen, auch Ministerien, freien Journalisten und Presseeinrichtungen. Die aktuelle Kampagne nimmt kein Blatt vor dem Mund, denn die Zahlen der Beobachtungsstelle für Verkehrssicherheit belegen, dass Männer überrepräsentiert im Unfallgeschehen sind, besonders bei Unfällen mit Motorrädern, aber auch mit Fahrrädern. Das Risiko, bei einem Verkehrsunfall zu sterben, ist in Frankreich für Männer acht Mal höher als für Frauen. Dementsprechend sind bei unseren Nachbarn knapp 75 Prozent aller Verkehrsunfalltoten und Schwerverletzten Männer, die ebenfalls bei den entzogenen Führerscheinen vier von fünf Besitzer repräsentieren.
3.400 tödliche Verkehrsunfälle hatte Frankreich 2023 zu beklagen, über 600 Opfer mehr als im Pandemiejahr 2020. Insofern hoffen viele, dass die Zahlen wieder abnehmen, wenn Fahrer endlich ihre weibliche Seite hintern Steuer entdecken würden. Verhaltensmuster, die wohl auch in französischen Fahrschulen längst bekannt sind. „Was die Sicherheit und das Bewusstsein für Gefahrensituationen beim Autofahren angeht“, erklärte Fahrlehrer Jerome aus Toulouse in einem Interview mit einem Nachrichtensender, „ geben sich die Mädchen etwas mehr Mühe als die Jungs. Die interessieren sich weniger dafür, was passieren kann."
Den kompletten Podcast der ARD-Korrespondentin Stefanie Markert finde Sie hier.