Kein Geheimnis aus den Plänen der Länder zur Reform des Fahrlehrerrechts machte Thomas Berner vom Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung bei der Mitgliederversammlung des Fahrlehrer-Verbands Land Brandenburg. Er informierte die Teilnehmer detailliert über Einzelheiten und sprach zum Beispiel darüber, dass die Länder die Klassen A und CE als Zugangsvoraussetzung für die Fahrlehrerlaubnis der Klasse BE ersatzlos streichen möchten und dass die Zweigstellenbeschränkung – geht es nach dem Willen des Bund-Länder-Fachausschusses – fallen soll. Dieter Quentin, 2. stellvertretender Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände, warnte in diesem Zusammenhang vor Fahrschulen großer Konzerne aus anderen Branchen. In seinem Vortrag „Bestandsaufnahme: Sind unsere Beruflichen Grundlagen zukunftsfähig?“ sagte er weiter: „Monopolisten sollten darauf achten, dass die Bevölkerung auch in entlegenen Gegenden Ausbildungsangebote hat, um ihre Grundbedürfnisse in Sachen Mobilität erfüllen zu können.“ Man dürfe nicht nur in großen Zahlen rechnen, sondern sollte die Kleinstfahrschule wertschätzen und sich nicht scheuen, sie zu realisieren.
Mit Neuigkeiten aus dem Hause Audi überraschte Bernd Nentwig. 2016 hat der Autohersteller 16 neue Modelle am Start und attraktive Angebote speziell für Fahrschulen. Vielleicht wird es sogar bald eine geben, die mit E-Mobilität an den Start geht – bis zu 500 PS und 500 Kilometer Reichweite sind bei Audi bereits möglich.
Anstieg der Prüfungen
Aktuelle Zahlen aus dem Prüfgeschehen präsentierte der Fachreferent des Dekra, Andre Schimera. Die Anzahl der Prüfungen verzeichnete im vergangenen Jahr einen deutlichen Anstieg im Bereich der Klasse-B-Bewerber – um fast 20 Prozent. Ursächlich dafür ist der Geburtenzuwachs vor 18 Jahren. Die Klasse AM konnte sich ebenfalls über knapp 20 Prozent mehr Prüflinge freuen. Hier fielen auch die Teilnehmer am Modellversuch AM15 ins Gewicht. „Unsere Erfahrungen damit bestätigen den Erfolg des Projekts“, so Schimera. „Es gibt deutlich mehr 15- als 16-Jährige, die den Moped-Führerschein machen.“ Hinzu käme, dass die Jugendlichen dank AM15 frühzeitig und Schritt für Schritt an das motorisierte Fahren herangeführt werden. Damit sinke das Risiko, im Straßenverkehr zu verunglücken – eine Prognose, die von den bisherigen Ergebnissen des Modellversuchs bestätigt wird.
Großer Erfolg mit BF17
Weitere Vorschläge zur Verbesserung der Verkehrssicherheit machte Siegfried Matz, Vorstandsmitglied der Landesverkehrswacht Brandenburg. Er plädierte dafür, die Probezeit für die Hochrisikogruppe der 18- bis 24-jährigen Fahranfänger zu verlängern. BF17 sei mit großem Erfolg eingeschlagen, zeitigte 22 Prozent weniger Unfälle und 20 Prozent weniger Tote innerhalb der besagten Gruppe. Eine Verlängerung der Probezeit auf vier Jahre könnte hier weiteres Sicherheitspotenzial bergen und BF17 noch attraktiver machen.
Matz hat konkrete Vorstellungen: Als erstes Modul käme ein „BF17/6“ in Betracht, wobei der Fahranfänger mindestens sechs Monate begleitet fährt und seine Probezeit dann um sechs Monate verringern könnte. Beim zweiten Modul „BF17/9“ realisiert der Fahranfänger mindestens neun Monate begleitetes Fahren und könnte dann weitere sechs Monate Probezeit abbauen. Das dritte Modul könne anschließend in Sicherheitstraining und Verkehrspsychologie bestehen, das vierte Modul schließlich in einer bestimmten Anzahl von Feedbackfahrten. Diese könnten von Fahrschulen angeboten werden. Eine grundsätzliche vierjährige Probezeit sei, sofern Fahranfänger alle Module ausschöpften, auf drei Jahre verkürzbar. Bislang habe sich die Politik noch nicht zu dem Vorschlag geäußert. Im Arbeitskreis „Hochrisikogruppe“, die sich unter anderem mit den vorgelegten Ideen beschäftigt, ist die Fahrlehrerschaft über den Bundesvorsitzenden der Fahrlehrerverbände, Gerhard von Bressensdorf, vertreten.
Anstieg bei den Fahrzeugversicherungen
Über den Stand der Dinge bei der Fahrlehrerversicherung informierte der Vorstandsvorsitzende Andreas Anft. Er spüre die ersten Vorboten einer Tendenz, weg von der Kleinfahrschule hin zu größeren. „Insgesamt ist die Anzahl der Kunden in der Fahrlehrerversicherung gleich geblieben“, berichtete Anft. „Allerdings verzeichnen wir einen Anstieg bei den Fahrzeugversicherungen. Insgesamt sind 90 Prozent des Versicherungsbestands Fahrzeuge.“ Im Durchschnitt habe jeder vierte Kunde einen Fahrzeugschaden pro Jahr. Ein besonderer Tipp der Fahrlehrerversicherung ist die Fahrerschutz-Deckung: Hier können Fahrlehrer Schäden ersetzt bekommen, die sie durch eigenes Verschulden erlitten haben.
Signifikant gestiegen sind die Einbruchsfälle, sowohl im Privatbereich als auch in Fahrschulen. Anft appellierte deshalb an die Fahrlehrerschaft, die Deckungssummen ihrer Versicherungen zu überprüfen. Selbst wenn es diebstahlmäßig in einer kleineren Fahrschule nicht allzu viel zu holen gäbe, könnten die Schäden, die bei Einbrüchen entstehen, immens sein. Vor allem, wenn Vandalismus im Spiel sei.
Mitgliederzahl gesunken
Für den Fahrlehrer-Verband Land Brandenburg selbst sind die Zeiten schwieriger geworden, berichtete Vorsitzender Marco Dammmüller. Die Mitgliedszahl ist von 161 im vergangenen Jahr auf derzeit 154 gesunken. Die Hauptgründe für die Austritte sind Geschäftsaufgabe und Alter. Die Brandenburger zählen zudem zu den Verbänden mit dem höchsten Durchschnittsalter im Bundesgebiet. Dem Fahrlehrermangel versuchen sie mit einer interessanten Werbeaktion zu begegnen: In Zusammenarbeit mit einer Ausbildungsfahrschule haben sie einen Flyer und ein Werbeplakat mit dem Titel „Werde Fahrlehrer“ entworfen.
Nicht sehr rosig liest sich aus Fahrlehrersicht die vorläufige Verkehrsunfallbilanz in Brandenburg. Wie Dammmüller mitteilte, stiegen zwar die Unfallzahlen im Land insgesamt weniger stark an als im Bundesdurchschnitt (ein Plus von 1,8 Prozent gegenüber einem Plus von 4 Prozent) und es wurden in Brandenburg auch nicht mehr Menschen bei Unfällen verletzt. Während die Anzahl der Verkehrstoten im Bundesdurchschnitt aber nur um zwei Prozent stieg, verzeichnete Brandenburg einen Anstieg um 28 Prozent. Besonders kurios ist dabei, dass die Unfälle vor allem in den Alleen zugenommen haben, in denen das Tempolimit von 80 auf 70 km/h herabgesetzt wurde.
Vorstand reduziert
Wahlen hatten die Brandenburger abschließend zu bewerkstelligen. Sowohl der 2. Vorsitzende des Verbands, Hendrik Schreiber, als auch die 3. Vorsitzende, Aileen Krüger, wurden einstimmig in ihrem Amt bestätigt. Außerdem beschlossen die Mitglieder eine Satzungsänderung, wonach der Vorstand von fünf auf drei Mitglieder reduziert wurde. Die Gründe dafür liegen vor allem in der Kosteneinsparung. Außerdem stehe dem Vorstand ein sehr aktiver 15-köpfiger erweiterter Vorstand zur Seite, auf den er und seine Kollegen sich verlassen können, sagte Dammmüller.
(Judith Böhnke)