Der Spagat zum Thema "Angurten" begann 1976 und endete acht Jahre später: Die Anschnallpflicht zwar einzuführen, ihre Missachtung aber nicht zu ahnden, das funktionierte eher schlecht als recht. Bürger fühlte sich gegängelt, der Gurt spaltete die damalige Autofahrer-Nation. Sogar der SPIEGEL widmete dem Sicherheitsgurt im Dezember 1975 eine echt reißerische Titelgeschichte "Gefesselt ans Auto". Dagegen sprachen eindeutige Statistiken schon Jahre zuvor eine klare Sprache: Über 20.000 Verkehrstote waren es 1971. Vier Jahrzehnte später wird erst die Dramatik deutlich, als diese Zahl erstmals unter die 4000er Marke rutscht, während der Fahrzeugbestand aufs Dreifache, die Einwohnerzahl um 20.000, angestiegen waren.
Autos aus DDR-Produkten schon seit 1970 nicht mehr ohne
Während in der Bundesrepublik Neufahrzeuge erst ab 1974 Sicherheitsgurte haben mussten, besaßen Trabant und Wartburg diese effiziente Maßnahme bereits seit 1970. Im Olympia-Jahr waren immerhin ein gutes Drittel aller Pkw mit Gurten unterwegs, die Anschnallrate auf Kurzstrecken lag allerdings nur bei fünf Prozent, und selbst auf Autobahnen, so ergab eine Umfrage, waren es gerade mal 15 Prozent, die damals den Sicherheitsgurt nutzten.
Sicherheitskampagnen
Eine Haltungsänderung erhoffte man sich von Kampagnen wie „Sicherer als Glück: Klick – Erst Gurten, dann starten" sowie „Könner tragen Gurt". Unfallbeispiele strahlte „Der 7. Sinn" regelmäßig aus . Auch mit Plakaten und Anzeigen wurde versucht, den Autofahrern den Sinn des Gurt näher zu bringen. Im Münchener Circus Krone produzierte man „Mit Gurt und ohne Fahne", Moderator der ARD-Fernsehshow war Frank Elstner. Trotz einer beachtlichen Investition von acht Millionen Mark war der Erfolg alle Maßnahmen zunächst nur mäßig.
Steigende Anschnallquoten nach Bußgeldeinführung
Dann kam 1984 die Entscheidung: Geld oder Gurt. Die 40 DM Bußgeld fruchteten, führten innerhalb eines Jahr zu einer deutlichen Steigerung der Anschnallquote, von 60 auf über 90 Prozent, innerorts gurteten sich statt 47 Prozent 1985 darauf sogar 91 Prozent an. Gleichzeitig sank die Zahl der Todesopfer bei Verkehrsunfällen 1985 auf unter 10.000. Im letzten Jahr (2023) waren es dem Statistischen Bundesamt zufolge weniger als 3000, während die Anschnallquote bei über 98 Prozent angekommen ist. Die Gurtpflicht stellt heute keiner mehr in Frage, sie ist der wohl wichtigste Bestandteil der passiven Sicherheit.