Im Osten Deutschlands steht derzeit die Sinnhaftigkeit eines kleinen Verkehrsschilds auf dem Prüfstand. In Leipzig sollen 24 Grünpfeile demontiert werden. Und das erhitzt die Gemüter. Die Süddeutsche Zeitung berichtet auf ihrem Online-Portal von aufgeregten Debatten in der Bevölkerung und den Medien.
Sven Haller, Staatssekretär im Verkehrsministerium von Sachsen-Anhalt, verteidigt den „Exportschlager“ aus der DDR. Weil sich Verkehrsexperten schon in den 1990er Jahren sicher waren, dass der Grünpfeil den Verkehrsfluss beschleunigen und dadurch Staus verhindern könne, übernahmen sie das Ost-Verkehrszeichen für die gesamte wiedervereinigte Bundesrepublik. „Der Grünpfeil ist in Sachsen-Anhalt gelebtes Kulturgut“, sagt der Staatssekretär der SZ.
Gefahr für Radler und Fußgänger
Auf der anderen Seite stehen neuere Erkenntnisse der Technischen Universität Dresden, wonach die Zeitersparnis durch den Grünpfeil verschwindend gering ausfalle. Das mache den Grünpfeil überflüssig, zitiert die SZ den Auftraggeber der Studie, die Unfallforschung der Versicherer (UDV). Vielmehr seien unachtsame Rechtsabbieger eine Gefahr für schwächere Verkehrsteilnehmer. Das bestätigt auch Andreas Knie, Verkehrsexperte vom Wissenschaftszentrum Berlin. Die meisten Unfälle zwischen Autos und Fahrrädern geschähen beim Rechtsabbiegen. Deshalb dürfe der Grünpfeil bei dem hohen Verkehrsaufkommen in einer modernen Stadt keine Rolle mehr spielen.
Tatsächlich geht die Zahl der Grünpfeile laut SZ stetig zurück, immer mehr Städte verabschieden sich von dem Verkehrsschild. Vielleicht werden langfristig ohnehin nur noch die 2020 in die Straßenverkehrsordnung aufgenommenen Grünpfeile für Fahrradfahrer erhalten bleiben.
Uwe Herrmann
Wentzel William