Eine repräsentativen Ipsos-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands zum Thema Cannabis-Legalisierung hat interessante, aktuelle Ergebnisse klargestellt: Fast zwei von drei Bundesbürgern erwarten, dass sich die Legalisierung von Cannabis negativ auf die Sicherheit im Straßenverkehr auswirken wird (64 Prozent). Knapp jeder Fünfte (18 Prozent) rechnet mit keinerlei Folgen und 7 Prozent erwarten positive Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit. Befragt wurden 2.500 Personen ab 16 Jahren im Zeitraum 14. März bis 03. April. 11 Prozent der Teilnehmer konnten keine Einschätzung abgeben. „Die große Mehrheit der Bürger und Bürgerinnen ist sich der Gefahr von Cannabis am Steuer bewusst“, sagte Fani Zaneta, Referentin für Verkehrssicherheit beim TÜV-Verband. Der Cannabis-Konsum führe unter anderem zu verlängerten Reaktionszeiten, verminderter Konzentrationsfähigkeit und einer eingeschränkten Wahrnehmung. Das Unfallrisiko potenziere sich bei Ungeübten oder wenn zusätzlich etwa Alkohol konsumiert wurde.
Steigende Unfallzahlen in den USA und Kanada nach Legalisierung
Aktuelle Studien aus Nordamerika zeigen, dass die Unfallzahlen nach der Legalisierung von Cannabis ansteigen: im US-Bundestaat Washington State sind die Anzahl der von THC beeinflussten tödlichen Verkehrsunfälle laut Studie um 10 Prozent gestiegen. Auch in Kanada war ein signifikanter Anstieg der Unfallzahlen nach der Legalisierung festzustellen. Vor diesem Hintergrund warnt der TÜV-Verband vor der geplanten Anhebung des derzeit geltenden Grenzwertes. Zum jetzigen Zeitpunkt sei eine Lockerung der Regelungen fahrlässig, erklärte Zaneta. „Aktuell fehlen fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse, um diesen Schritt zu rechtfertigen. Darüber hinaus erweckt die Anhebung des Grenzwerts den Eindruck, als sei es unbedenklich, bekifft Auto zu fahren.“ Insbesondere für Fahranfänger und Busfahrer müsse wie beim Alkohol eine Null-Toleranz-Politik gelten. Bislang gibt es für Cannabis am Steuer eine Nachweisgrenze von 1,0 Nanogramm THC im Blutserum.
Regelungen und Sanktionen: Viele sind schlecht informiert
„Es wäre wünschenswert, wenn die Politik die Sorgen der Bevölkerung ernst nimmt und sich bemüht, alle noch bestehenden Unklarheiten aus dem Weg zu räumen“, sagt Zaneta. Noch mangele es an ausreichenden wissenschaftlichen Daten, die klar definieren, bei welcher spezifischen THC-Konzentration im Blut die Fähigkeit zum sicheren Fahren beeinträchtigt wird. Hierzu sei weitere Forschung notwendig. Auf deren Basis könne die Debatte über eine Anhebung des Grenzwertes fachlich fundiert geführt werden. Darüber hinaus sollten die Unfallaufnahme und die Unfallstatistik verbessert und der Unfallursachenkatalog um das Merkmal Cannabis erweitert werden. Bisher lässt sich nicht feststellen, wie viele durch Cannabis verursachte Unfälle mit Toten und Verletzten es in Deutschland gibt. Die ausführliche Stellungnahme des TÜV-Verbands finden Sie hier.