Laut dem aktuellen „TÜV-Report Nutzfahrzeuge 2023“ bestehen weniger Nutzfahrzeuge ohne Mängel die Hauptuntersuchung (HU). Nach fünf Jahren auf der Straße waren demnach lediglich 70,8 Prozent der Nutzfahrzeuge unabhängig von der Gewichtsklasse komplett mängelfrei. Zum Vergleich: Beim letzten Nutzfahrzeugreport 2021 waren es 72,1 Prozent und bei der Ausgabe zwei Jahre zuvor 71,5 Prozent. Für den „TÜV-Report Nutzfahrzeuge 2023“ rund 2,13 Millionen Hauptuntersuchungen in den Jahren 2021 und 2022 ausgewertet worden.
19,6 Prozent aller untersuchten Fahrzeuge im aktuellen Untersuchungszeitraum weisen bei der HU erhebliche oder gefährliche Mängel auf. Die Quote lag damit exakt auf dem Niveau des Reports 2021. Erhebliche Mängel (18,9 Prozent) müssen innerhalb von vier Wochen behoben werden. Stellen die TÜV-Sachverständigen einen gefährlichen Mangel (0,7 Prozent) fest, muss das Fahrzeug direkt in die Werkstatt gebracht werden. Das betraf insgesamt rund 15.000 Nutzfahrzeuge.
Kleintransporter bilden Schlusslicht
Am schlechtesten schneiden demnach Kleintransporter ab: Über alle Altersklassen sind laut TÜV-Report 20,4 Prozent der Transporter, Kastenwagen, Pick-Ups oder Pritschen mit erheblichen und gefährlichen Mängeln unterwegs. Laut Kraftfahrt-Bundesamt bilden Kleintransporter bis 3,5 Tonnen mit rund 84 Prozent den Großteil aller Nutzfahrzeuge in Deutschland. Der Bestand in dieser Klasse liegt aktuell bei rund 3,1 Millionen Fahrzeugen. In absoluten Zahlen fallen also rund 620.000 Fahrzeuge bei der HU durch. In der Gruppe der 9- bis 10-jährigen Kleintransporter weist sogar fast die Hälfte aller Fahrzeuge (46,8 Prozent) bei der HU Mängel auf. Etwa jedes dritte geprüfte Fahrzeug (31,3 Prozent) fällt durch. „Diese Fahrzeuge stehen kaum still, werden stark beansprucht und werden in vielen Fällen schlecht gepflegt. Das Ergebnis dieser Dauerstrapazen zeigt sich in den hohen Mängelquoten“, sagt Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband.
In der Klasse der leichten Lkw von 3,5 bis 7,5 Tonnen sind bei der HU 19,2 Prozent durchgefallen. Damit ist der Anteil der Fahrzeuge dieser Gewichtsklasse mit erheblichen und gefährlichen Mängeln über alle Altersgruppen seit 2021 um 0,7 Punkte gestiegen.
Wartungsmentalität bei mittelschweren Lkw stark verbessert
Mit 13,8 Prozent erheblicher und gefährlicher Mängel schneiden die mittelschweren Lkw von 7,5 bis 18 Tonnen am besten ab – im Vergleich zu 2021 zeigt sich in dieser Gewichtsklasse eine Verbesserung von 5,7 Prozentpunkten. „Mittelschwere Lkw übernehmen die Hauptlast der innerdeutschen und grenznahen Versorgungslogistik“, sagt Goebelt. „Die Waren müssen just in time ankommen, sonst riskieren die Spediteure empfindliche Geldbußen. Daher investieren sie in neue Technik und in die Pflege ihrer Fahrzeuge“, so Goebelt.
Mehr Sorgen macht laut TÜV-Report dagegen die Klasse der schweren Lkw ab 18 Tonnen. Auch hier hat fast jedes fünfte Fahrzeug (19,8 Prozent) erhebliche und gefährliche Mängel und ist nicht verkehrssicher. Die Quote der erheblichen Mängel bewegt sich mit 19,8 Prozent zwar auf dem Niveau des letzten Reports (minus 0,1 Punkt). Allerdings sind die Quoten bei den „geringen Mängeln“ in allen betrachteten Altersklassen gestiegen, am stärksten bei den vier Jahre alten schweren Lkw um 2,8 Punkte auf 11,5 Prozent.
Defekte Beleuchtungsanlage, Ölverlust und Probleme an den Bremsen: diese Defekte führen über alle Gewichts- und Altersklassen am häufigsten dazu, dass Nutzfahrzeuge die Hauptuntersuchung nicht bestehen.