„Was bedeutet Führen, was bedeutet Management?“ fragte Redner Ansgar Brendel, Geschäftsführer der Steuerberatungsgesellschaft AMS Brendel die Teilnehmer des Workshops. Er und sein Kollege, Gesellschafts- und Geschäftsführer Nico Arendt, führten zunächst in die Grundzüge der erfolgreichen Unternehmensführung ein. Wichtig sei vor allem, so Brendel, dass Unternehmer Entscheidungen bewusst fällen. Strategie, Personalführung, Qualitätsmanagement und Planung waren dabei Punkte, die Brendel hervorhob. Besonders wichtig: Jeder Fahrschulinhaber sollte sich in Sachen Buchhaltung und Rechnungswesen nicht nur auf seinen Steuerberater verlassen.
Fehlentwicklungen früh erkennen
Fahrschulinhaber sollten demnach in der Lage sein, die Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) zu verstehen. Es sei wichtig, selbst monatlich die Zahlen zu prüfen, um mögliche Trends und Fehlentwicklungen zu erkennen und wenn nötig rechtzeitig entgegenzusteuern. Denn: Jeder Unternehmer ist selbst für den Erfolg seiner Fahrschule verantwortlich, nicht der Steuerberater. Dieser kann letztlich nur unterstützend beraten, die Entscheidungsgewalt liege beim Fahrschulinhaber.
Immer wieder gaben Arndt und Brendel das Wort an Jörg Michael Satz von Moving International Road Safety Association e. V. ab. Zunächst gewährte er den Teilnehmern einen Überblick über die größten Herausforderungen der Fahrschulbranche. Eine langjährige Konstante sei dabei mit 47 Prozent der Fahrlehrermangel. Nach einer Moving-Umfrage vom September sollen rund 77 Prozent der Fahrschulen nach Fahrlehrern suchen, ein regelrechter Wettbewerb um Mitarbeiter sei entstanden. Satz hielt die Teilnehmer dazu an zu überlegen: Was kann ich meinen Mitarbeitern bieten, um die Position interessant zu machen?
Fahrschule als Wohlfühl-Arbeitsplatz
Nico Arndt ging anschließend auf das Thema Personalführung ein – seiner Ansicht nach der wesentlichste Teil der Unternehmensführung bei Dienstleistungsunternehmen wie Fahrschulen. Er riet jedem Fahrschulinhaber dazu, sich zu fragen: Wie gehe ich mit meinen Angestellten um? Anreize wie flexible Arbeitszeiten, Stärkung des Teamgefühls und Eingehen auf die Mitarbeiter seien gute Möglichkeiten, um die Fahrschule zu einem angenehmen Arbeitsplatz zu machen. Wie genau man mit den Mitarbeitern umgeht, autoritär oder kumpelhaft, müssten sich aber die Inhaber individuell überlegen. „Hier gibt es keine Patentlösung“, betont Arndt. Jeder Mitarbeiter sollte zudem leistungsgerecht entlohnt werden, jeder einzelne muss sich fair behandelt fühlen. Mitarbeiterbindung erreichen Inhaber dadurch, indem man eine grundlegende Wohlfühl-Stimmung in der Fahrschule schafft. Sie sollte gepflegt, digital und modern gestaltet sein. Vielen Mitarbeiter komme es auf die Kleinigkeiten im Umgang miteinander und ein gutes Teamgefühl an.
„Planen – Durchsetzen – Kontrollieren“
Wichtig sei auch der Planungsprozess eines Unternehmens. Anhand von Plandaten sollte jedes Unternehmen Ziele definieren. „In einer Großstadt ist das Marktumfeld doch gänzlich anders als in den ländlichen Gegenden“, erklärte Brendel. Demnach gebe es unterschiedliche Plankonzeptionen und Potenziale. Der Steuerberater riet Unternehmern dazu, das eigene Marktumfeld zu analysieren und sich so viele regionale Daten und örtliche Zahlen wie möglich zu beschaffen. Wie ist beispielsweise die Geburtenrate oder die Konkurrenzsituation in der Region? Es sei wichtig sich zu überlegen, wie die Zukunftserwartung aussieht: Hält der Boom der hohen Nachfrage von Fahrschülern an? Wie sieht es mit der Entwicklung des Fahrlehrermarkts aus? Aufgrund der nach unten gehenden Geburtenrate und der der Tatsachen, dass es mehr ältere als jüngere Fahrlehrer geben wird, prognostizierte Brendel, dass der Trend wieder gegenläufig sein werde. Wichtig sei es, sich über alle möglichen Entwicklungen Gedanken zu machen.
Trend zu größeren Fahrschuleinheiten
Jörg Michael Satz gab anschließend einen Einblick in eine Statistik der Umsatzentwicklung bei Fahrschulen. Demnach gebe es ein (prognostiziertes) Wachstum von 54,8 Prozent in den Jahren 2017 bis 2025 und immer mehr neue Marktteilnehmer. Ein Blick auf die Entwicklung der Anzahlen von Fahrschulen zeigte, dass gerade kleinere Fahrschulen (Jahresumsatz von 17.500 bis 100.000 Euro) den stärksten Rückgang am Markt zu verzeichnen haben. Größere Fahrschulen mit einem Jahresumsatz ab mehr als 250.000 Euro hingegen legen laut Statistik immer mehr zu. Satz leitete daraus einen deutlichen Trend zu größeren Fahrschuleinheiten ab.
Kapitalgesellschaften immer wichtiger
„Wo geht der Markt hin und was ist betriebswirtschaftlich überhaupt sinnvoll? Welche Unternehmensgröße ist langfristig die richtige Größe?“ fragte Ansgar Brendel. „Betriebswirtschaftlich wird es sich dahin entwickeln, dass wir größere Einheiten bekommen“, bestätigte er Satz' Vorhersage. Es sei aus dieser Sicht wichtig, Fahrzeugflotte und Räumlichkeiten für den Theorieunterricht voll auszulasten – das können heute oft nur noch größere Unternehmen stemmen. Diesen Entwicklungen könne sich auf Dauer niemand entziehen. Hier riet Brendel dazu, sich mit seinem Steuerberater auszutauschen, um mögliche Verwaltungsspielräume auszunutzen. Er stellte heraus, dass ein Großteil der Fahrschulen zwar Einzelunternehmen seien, eine Kommanditgesellschaft aber ab einer gewissen Betriebsgröße von Vorteil sein kann. Brendels Schätzung nach sei das bei einem Jahresgewinn von circa 120.000 bis 150.000 Euro der Fall. „Immer stärker werden die Kapitalgesellschaften kommen“, merkte er an.