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Gestaltung der Straße hat laut Dekra maximale Sicherheitsrelevanz

20.08.2024 08:39 Uhr | Lesezeit: 4 min
Unfall Landstraße
Häufiges Unfallszenario auf Landstraßen: Abkommen von der Fahrbahn und Anprall an einem Baum. Experten der Dekra fordern, solche Hindernisse durch Schutzeinrichtungen zu sichern.
© Foto: Dekra

Global betrachtet sind Landstraßen schon seit Jahren fast überall die Straßen mit den meisten Todesopfern. Ihres Umgestaltung und die ihrer Seitenräume können laut Dekra dazu beitragen, Unfälle möglichst ganz zu vermeiden oder zumindest die daraus resultierenden Risiken zu minimieren.

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Daten der International Traffic Safety Data and Analysis Group (IRTAD) des International Transport Forum (ITF) belegen: 2022 waren in 17 von 25 ausgewählten Ländern mehr als die Hälfte aller Verkehrstoten bei Unfällen auf Landstraßen zu verzeichnen – in Finnland, Irland und Neuseeland sogar zwei Drittel. In Deutschland lag der Anteil 2022 bei 57 Prozent; der Wert ist seit Jahren mehr oder weniger gleich. Nur in Südkorea, den Niederlanden, Japan und Portugal waren innerstädtische Straßen am unfallträchtigsten. „Um auf den Landstraßen gegenzusteuern, sind neben verkehrsregelnden Eingriffen wie etwa Geschwindigkeitsbegrenzungen oder Überholverboten häufig auch Verbesserungen der Straßeninfrastruktur unabdingbar“, betont der Dekra-Unfallforscher. 

Australien ist Sicherheits-Vorreiter

Als Beispiel für eine gelungene Neugestaltung stellt der Dekra-Verkehrssicherheitsreport 2024 unter anderem der „Bruce Highway“ in Australien vor. Auf der rund 1.700 Kilometer langen Strecke an der Ostküste des Landes wurden in den letzten Jahren große Streckenabschnitte in Sachen Verkehrssicherheit optimiert. Zu den Maßnahmen des auf 15 Jahre angelegten und noch bis 2028 laufenden Infrastrukturprogramms zählen etwa breite Mittellinien, Kreuzungsverbesserungen, Sicherheitsbarrieren und der teilweise autobahnähnliche Ausbau mit bis zu vier Spuren in beiden Richtungen. Die Bilanz kann sich sehen lassen: Allein auf dem gerade mal 60 Kilometer langen Streckenabschnitt zwischen den Ortschaften Cooroy und Curra sank die Zahl der Verkehrstoten erheblich. Kamen dort in den Jahren 2005 bis 2009 nach Angaben des Royal Automobile Club of Queensland 22 Menschen bei Straßenverkehrsunfällen ums Leben, waren es in den Jahren 2018 bis 2022 nur noch drei. Das bedeutet eine Reduktion um 86 Prozent.

Idee: 2+1-Straßen

Schon zu Beginn der Neunzigerjahre hat sich in Schweden das entwickelte Prinzip der sogenannten 2+1-Straßen bewährt. Bei dieser Ausbauform wird den gegenläufigen Fahrtrichtungen abwechselnd ein zweistreifiger und dann wieder ein einstreifiger Streckenabschnitt bereitgestellt. Die konventionelle 1+1-Führung in den dazwischenliegenden Abschnitten variiert in der Länge und reicht bis zu mehreren Kilometern mit angeordnetem Überholverbot, ehe in eine der beiden Richtungen wieder zwei Fahrstreifen zur Verfügung stehen. Die Erfahrungen auf den so ausgebauten Streckenabschnitten sind positiv: Die Unfallzahlen sinken ebenso wie die Schwere der Unfälle; die Überholverbote erfahren hohe Akzeptanz. In Schweden konnte durch den Ausbau zweispuriger Straßen auf eine 2+1-Konfiguration die Zahl der Unfälle mit Getöteten oder schwer Verletzten auf diesen Strecken um 50 bis 80 Prozent gesenkt werden.

Gezielter Einsatz von Büschen und Sträuchern

Auch wenn die Zahl der Verunglückten bei Unfällen mit Bäumen und Masten mit den Jahren abnimmt, hat sich der prozentuale Anteil von Baumunfällen am Gesamtunfallgeschehen trotz vieler Bemühungen kaum verändert. Der Anteil tödlich Verunglückter bei Baumunfällen über alle Ortslagen hinweg lag 2010 in Deutschland bei 20 Prozent und 2021 bei 17 Prozent. Auf Außerortstraßen ohne Autobahnen, also auf Landstraßen, lag der Anteil bei 24 Prozent. Zum Vergleich: In Frankreich kamen 2021 laut Jahresunfallbericht des ONISR auf Landstraßen 1.733 Menschen ums Leben – davon 37 Prozent bei einem Baumunfall. 

Schon seit Jahren fordert Dekra, Bäume und Masten in unmittelbarer Nähe zur Fahrbahn durch wirkungsvolle Schutzeinrichtungen zu sichern oder Hindernisse so weit wie möglich zu entfernen. Wo beides nicht möglich ist, sollte die zulässige Geschwindigkeit reduziert werden. Schutzeinrichtungen bieten aber nur dann einen optimalen Schutz, wenn sie mit genügend Abstand zum Hindernis aufgestellt werden. Beim Anpflanzen neuer Bäume neben der Fahrbahn ist zudem auf ausreichenden Abstand zu achten. Eine sicherheitsrelevante Alternative bei der Straßenraumgestaltung gerade im ländlichen Bereich könnte der gezielte Einsatz von Buschwerk und Sträuchern sein. In der Vergangenheit haben Dekra-Crashtests gezeigt, dass die Belastungen für Fahrzeuginsassen bei einem Aufprall auf Buschwerk etwa achtmal geringer sind als bei einer Kollision mit einem Baum.

Sterne-Rating für Straßen

Um Unfälle über alle Ortslagen hinweg bestmöglich zu verhindern und die Zahl der Verkehrstoten im Zeitraum 2021 bis 2030 möglichst zu halbieren, haben sich die Vereinten Nationen schon 2017 auf zwölf freiwillige Leistungsziele geeinigt. Laut Zielvorgabe 3 sollen bis 2030 alle neuen Straßen für alle Verkehrsteilnehmenden technische Standards erfüllen, die der Verkehrssicherheit Rechnung tragen, oder eine Drei-Sterne-Bewertung oder besser erreichen. Und laut Zielvorgabe 4 sollen bis 2030 mehr als 75 Prozent der Fahrten auf bestehenden Straßen erfolgen, die technische Standards für alle Verkehrsteilnehmenden erfüllen und der Verkehrssicherheit Rechnung tragen.

Weitere Hintergründe zu den hier angesprochenen Themen wie auch zu vielen anderen Aspekten rund um das Thema „Verkehrsräume für Menschen“ finden sich hier im Dekra-Verkehrssicherheitsreport 2024, über den wir auch in der Juli-Ausgabe der FAHRSCHULE ausführlich berichtet haben.

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