Laut dem „TÜV-Report Omnibus 2024“ haben in den vergangenen zwei Jahren 14,1 Prozent der geprüften Busse die Hauptuntersuchung (HU) nicht bestanden, was einem Anstieg von 2,4 Prozentpunkten im Vergleich zum Bericht von 2022 entspricht. Trotz engmaschiger Kontrollen ist fast jeder vierte Bus in Deutschland mit technischen Mängeln unterwegs“, sagte Richard Goebelt, Bereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband, bei der Vorstellung des TÜV Bus-Reports 2024. „Nach einem Rückgang während der Corona-Pandemie erreichen die Mängelquoten wieder das alte Niveau – trotz einer etwas geringeren Fahrleistung.“ Im Schnitt haben die für den aktuellen Report geprüften Busse 388.000 Kilometer zurückgelegt. Vor vier Jahren waren es noch 408.000 Kilometer. Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) sind aktuell rund 85.000 Reise- und Linienbusse auf deutschen Straßen unterwegs. Das sind etwa 10.000 Busse mehr als im Corona-Jahr 2021.
Anstieg bei Busunfällen mit Personenschaden
Im Jahr 2023 sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 6.265 Insassen von Bussen bei Unfällen verletzt worden, ein Anstieg von gut 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 16 Personen sind tödlich verunglückt (plus 100 Prozent). Während der Corona-Pandemie war die Zahl der Verunglückten bis auf rund 4.100 im Jahr 2020 zurückgegangen, steigt seitdem aber kontinuierlich an und liegt jetzt wieder auf dem alten Niveau.
Anschnallpflicht wird selten kontrolliert
Beim Thema Sicherheit sind aber auch die Busunternehmen gefragt. „Im Reise- und Fernverkehr gilt eine Anschnallpflicht, die aber selten kontrolliert wird“, sagte Goebelt. Nicht angeschnallte Insassen laufen Gefahr, sich bei einem Unfall schwerer zu verletzten. Um die Situation zu verbessern, empfiehlt der TÜV-Verband Kontrollgänge durch Fahrpersonal vor der Abfahrt wie im Flugverkehr. „Busbetriebe sollten das Thema Sicherheit ganzheitlich betrachten“, sagte Goebelt. Neben der technischen Sicherheit mit regelmäßigen Wartungen und Prüfungen ist die Kompetenz des Fahrpersonals entscheidend. Diese reichen von der kompetenten Durchführung von Abfahrtskontrollen über die Einhaltung der Lenk- und Ruhezeiten bis hin zu Verhaltensregeln für die sichere Evakuierung von Fahrgästen im Notfall. Goebelt: „Mit der Zertifizierung durch eine Prüforganisation können sich Busunternehmen ihre Maßnahmen für eine sichere Personenbeförderung von externer Stelle bestätigen lassen.“
Busse in Deutschland im Schnitt 8,3 Jahre alt
Neben Ölverlusten war vor allem bei älteren Fahrzeugen auch ein deutlicher Anstieg von Beleuchtungsmängeln zu verzeichnen – bei Bussen ab zehn Jahren liegt die Mängelquote für die hintere Beleuchtung bei über 9 Prozent. 75,4 Prozent der Busse bestanden die HU ohne Mängel, ein Rückgang gegenüber 78,6 Prozent im Jahr 2022. Während bei den jüngeren Fahrzeugen bis zu einem Alter von drei Jahren die Mängelquoten sehr niedrig sind, zeigen Busse ab einem Alter von zehn Jahren verstärkt Defizite. Hier sind es insbesondere mechanische Bauteile wie Federung und Antrieb, die zunehmend Probleme bereiten. Gerade bei älteren Bussen sei es wichtig, die Wartungs- und Prüfintervalle strikt einzuhalten, so Goebelt. Laut KBA sind Busse in Deutschland derzeit im Schnitt 8,3 Jahre alt.
Fahrpersonal-Schulung: Noch Luft nach oben
Der Umgang mit modernen Assistenzsystemen wie Spurhalte- oder Notbremsassistenten sollte fester Bestandteil der Ausbildung und regelmäßiger Fortbildung sein. „Assistenzsysteme sind für die Sicherheit unerlässlich, werden aber bisher nicht ausreichend überprüft“, meint Richard Goebelt. Der TÜV-Verband plädiert dafür, dass neben einer elektronischen Prüfung der Funktion auch die tatsächliche Wirkung der Assistenzsysteme bei der Hauptuntersuchung geprüft wird. Zudem müsse der Zugang zu den digitalen Fahrzeugdaten für unabhängige Prüforganisationen erleichtert werden, um eine umfassende Prüfung der zunehmend komplexen Systeme sicherzustellen. Auch die EU-Politik sollte hier tätig werden, um die rechtlichen Rahmenbedingungen anzupassen.