Schafft die Verkehrspolitik es, Alternativen zum Auto attraktiver zu machen, befürworten das die meisten Befragten. Soll der Autoverkehr dagegen teurer oder unattraktiver werden, sinken die Zustimmungsraten in der Bevölkerung. Eine umstrittene Maßnahme allerdings erfährt inzwischen eine hohe Zustimmung: Die Einführung des Tempolimits auf Autobahnen wird von der Mehrheit der Befragten befürwortet. Zu diesen und weiteren Ergebnissen kommt die Auswertung der Befragung in einer neuen RWI-Kurzstudie. Für die Analyse wurden zudem im Rahmen des RWI Klima-Mobilitäts-Panels regelmäßig bundesweit Befragungen durchgeführt, gefördert durch die Stiftung Mercator.
Abgefragt: 25 Maßnahmen, 6107 Teilnehmer
Auf Grundlage vorheriger Befragungen können zudem die Zustimmungsraten für eine Reihe von Maßnahmen über die Zeit betrachtet werden. Während sogenannte Push-Maßnahmen den Verkehr nachhaltiger gestalten sollen, indem Autofahren teurer oder unattraktiver wird, können sogenannte Pull-Maßnahmen über attraktivere Mobilitätsangebote zu mehr Nachhaltigkeit im Verkehrssektor führen. Wie schon frühere Untersuchungen zeigen konnten, werden Pull-Maßnahmen generell besser akzeptiert als Push-Maßnahmen. Eine Ausnahme: Die Push-Maßnahme mit der höchsten Zustimmung ist die Einführung eines Tempolimits von 130 km/h auf Autobahnen. Rund 63 Prozent der Befragten und auch die Mehrheit der Autofahrer unter ihnen befürworten ein solches Tempolimit. Dabei ist die Zustimmung seit 2019 gestiegen. Allerdings: Die Einführung eines Tempolimits gehört gleichzeitig zu den am stärksten polarisierenden Maßnahmen.
Eindeutig ist: Zustimmung zu den 25 erfassten Maßnahmen variiert erheblich
Unter den Befragten ist die Zustimmung für eine Autoabgabeprämie – Geldzahlung gegen Abmeldung des Verbrenners – am geringsten mit einer Zustimmungsrate von 19 Prozent. Ähnlich unbeliebt sind die Städtemaut, ein Verbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2035 und eine generelle Pkw-Maut mit Zustimmungsraten von 22 bis 24 Prozent. Dagegen befürworten rund 73 Prozent der Befragten den Ausbau von Fahrradwegen.
Unter den abgefragten Pull-Maßnahmen erfährt nach dem Ausbau von Fahrradwegen die Fortführung des Deutschlandtickets die größte Zustimmung: 70 Prozent sind dafür. Dahinter folgt die Ausweisung von Bus- und Bahnspuren auf staubelasteten Straßen mit 67 Prozent. Die Zustimmung gegenüber dem Deutschlandticket wurde dieses Jahr erstmalig abgefragt und hat höhere Zustimmungswerte als der kostenlose ÖPNV, den rund 67 Prozent der Befragten befürworten.
Im Aufwind: Einführung des Tempolimits auf Autobahnen, Erhöhung von Parkkosten
Die Analyse der verkehrspolitischen Maßnahmen zwischen 2018 und 2024 zeigt, dass Zustimmungswerte über die Zeit relativ stabil sind. Ausnahmen hiervon sind insbesondere die Einführung des Tempolimits auf deutschen Autobahnen von 130 km/h und die Erhöhung von Parkkosten. Bei diesen Maßnahmen ist die Zustimmung bei den Befragten kontinuierlich gestiegen. Die größten Veränderungen traten zwischen 2019 und 2022 auf: Die Zustimmung gegenüber einem Verbot von Inlandsflügen ist in der Zeit um 11 Prozentpunkte und beim Tempolimit auf Autobahnen um 7 Prozentpunkte gestiegen. In der Zeit nach 2022 ist die Zustimmung gegenüber dem Verbot von Inlandsflügen geringfügig gesunken.
Neutrale Beschreibungen bei der Befragung
Die RWI-Studie basiert auf Daten des RWI Klima-Mobilitäts-Panels für die Jahre 2018 bis 2024. Insgesamt haben bundesweit 6.107 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem repräsentativen Online-Panel forsa.omninet mit derzeit rund 100.000 Personen die Befragung beantwortet und abgeschlossen.
Die ermittelten Zustimmungswerte können durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden, etwa durch die Art, wie konkret abgefragt wurde. In dieser Befragung wurden die verschiedenen verkehrspolitischen Maßnahmen nur kurz und neutral beschrieben und keine weiteren Erläuterungen oder Argumentationen für oder gegen die Maßnahmen hinzugefügt. Zudem können sich Zustimmungswerte in der Bevölkerung nach Einführung der Maßnahmen deutlich verändern. Die aktuelle Befragung wurde im Rahmen des von der Stiftung Mercator geförderten RWI-Projekts hier durchgeführt.