Die Zahl der Unternehmen, die ihre Nachfolge noch nicht vorbereitet haben, sei in Schleswig-Holstein auf fast 60 Prozent gestiegen. Gleichzeitig stünden rund 1300 Unternehmen bis 2026 jährlich zur Übergabe an, erklärte das Wirtschaftsministerium des Landes. Es gehe um nichts weniger als den „Erhalt der mittelständischen Wirtschaft und vieler Arbeitsplätze“, sagte Wirtschaftsstaatssekretärin Julia Carstens in Kiel. Das Land habe sich daher mit Kammern, Förderbanken, Vereinen und Verbänden zusammengetan und werde eine „Nachfolge-Initiative“ starten, sagte Carstens bei einer Veranstaltung, die den Auftakt dieser Initiative bilden soll. Carstens stellte die Ziele gemeinsam mit Hagen Goldbeck, Präsident der IHK Schleswig-Holstein, Andreas Katschke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Lübeck, und Frederike Holdhof, Geschäftsführerin der Firma Edur, vor.
Die Zahl der Unternehmen in Schleswig-Holstein, die ihre Nachfolge noch nicht geregelt haben, sei seit 2018 deutlich gestiegen. Das ging aus einer gemeinsamen Umfrage der IHK und Handwerkskammern in Schleswig-Holstein hervor. Dort gab jeweils mehr als die Hälfte der knapp 25.000 befragten Chefinnen und Chefs an, noch nicht aktiv geworden zu sein. „Wir raten den Unternehmerinnen und Unternehmern dringend, sich frühzeitig mit der Nachfolgeregelung zu beschäftigen. Ab einem Alter von 55 Jahren ist es sinnvoll, sich auf dieses Thema vorzubereiten“, sagte die Staatssekretärin.
„Dieser Anstieg ist zwar noch nicht besorgniserregend. Da ein Übergabeprozess aber mehrere Jahre dauern kann, wird es für viele jetzt höchste Zeit, tätig zu werden“, fügte Goldbeck hinzu. „In den Handwerksbetrieben stieg der Anteil der Chefs über 55 Jahre innerhalb der vergangenen zehn Jahre von 25 Prozent auf 45 Prozent, von etwas mehr als 8000 auf 15.000“, ergänzte Katschke. Viele Betriebsinhaber setzten sich jedoch erst spät mit dem Thema auseinander, so Katschke weiter. Dadurch steige allerdings das Risiko, keinen Interessenten zu finden und den Betrieb schließen zu müssen.
Nachfolge in der eigenen Familie geht deutlich zurück
Laut Goldbeck stellt sich die Situation in den IHK-Unternehmen folgendermaßen dar: 47 Prozent der Befragten antworteten in der Umfrage: „Ich habe noch keinen Nachfolger gefunden“. Vor fünf Jahren waren es noch 35 Prozent. Auch die Nachfolge in der eigenen Familie geht in den IHK-Unternehmen deutlich zurück. 2013 kamen noch rund 60 Prozent der Nachfolger aus der eigenen Familie. Jetzt sind es der aktuellen Umfrage zufolge nur noch 36 Prozent.
„Das bedeutet, dass sich der Anteil der zum Verkauf stehenden Unternehmen immer mehr erhöht“, betonte Goldbeck. „Unternehmer müssen außer einer familieninternen Regelung auch andere Nachfolgeformen aktiv prüfen und in den Prozess integrieren. Somit kommt der Suche nach einem Nachfolger im eigenen Unternehmen oder von extern eine immer größer werdende Bedeutung zu.“
Die Vertreter der Kammern stellten heraus, dass „frühzeitiges Kümmern“ die Erfolgsaussichten steigere. Beide Kammern bieten ihren Mitgliedern hierzu Beratungsleistungen an. Die neue Nachfolgeinitiative will diese und weitere Beratungs- und Informationsangebote bekannter machen. „Es ist entscheidend, dass deutlich mehr Unternehmen bei diesem wichtigen Thema Beratungs- und Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen und somit ihr Lebenswerk erfolgreich in jüngere Hände geben. Dafür müssen wir werben,“ sagte Carstens.