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AM15-Verlängerung bereitet Freude

09.04.2018 11:09 Uhr
AM15-Verlängerung bereitet Freude
Wolfgang Prescher (M.) freute sich über seine letzte Wiederwahl als Vorsitzender. Seine Stellvertreter Wolfgang Habenreich (l.) und Reiner Nuthmann standen nicht zur Wahl
© Foto: Michael Simon

Als dringlichste Aufgabe identifizierte der Landesverband Sachsen-Anhalt bei seiner Versammlung, neue, junge Mitglieder zu gewinnen. Erleichtert zeigten sich alle Seiten, dass der Modellversuch AM15 um zwei Jahre verlängert werden konnte und dass die Fahrschulen ihre Preise heben.

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Die im Frühjahr grassierende Grippe machte auch um den Stand der Fahrlehrer keinen Bogen, weshalb Wolfgang Prescher, Vorsitzender des Fahrlehrerverbands Sachsen-Anhalt, nicht alle angemeldeten Mitglieder zur Versammlung des Landesverbands in Brehna begrüßen konnte. Als dominantes Thema der vergangenen Monate griff Prescher den Modellversuch AM15 heraus, der trotz Schwierigkeiten „glücklicherweise nicht abrupt beendet worden ist“. „Für die hierbei gute Zusammenarbeit mit dem Landesverkehrsministerium bin ich sehr dankbar“, richtete Prescher warme Worte an den obersten Vertreter der Behörde, Thomas Webel.

Verkehrsminister freut sich über Verlängerung

Der Minister für Landesentwicklung und Verkehr ließ es sich wie in den Vorjahren nicht nehmen, höchstpersönlich nach Brehna zu kommen und vor den Fahrlehrern über aktuelle Themen zu referieren, unter anderem über AM15. Er freute sich, dass der Modellversuch in den ostdeutschen Bundesländern um zwei Jahre verlängert werden konnte, obwohl die Vertreter des Bundes bei der Verkehrsministerkonferenz im November „vehement für eine Ausweitung um gerade einmal ein Jahr“ gekämpft hätten, berichtete Webel. Letztlich sei die Verlängerung um zwei Jahre geglückt, auch weil er den geschäftsführenden Bundesminister Christian Schmidt persönlich angerufen habe. Gerade in strukturschwachen Räumen sei der Moped-Führerschein von großer Bedeutung. „Es liegt noch ein dickes Brett vor uns, das wir bohren müssen: Wir müssen das BMVI, die Fraktionen im Bundestag, den Verkehrssicherheitsrat und viele andere überzeugen, dass sich die jungen Menschen diszipliniert im Straßenverkehr verhalten können und keine erhöhten Unfallzahlen vorliegen.“

Sorgen bereiten dem Minister hingegen die schweren Auffahrunfälle auf Autobahnen im Land, „bedingt durch Baustellen oder andere Staus“. Bei einem runden Tisch Mitte März sei herausgekommen, dass die Technik und die Assistenzsysteme schon viel weiter seien als die Gesetze, die deren Einsatz reglementieren würden. Deshalb fordert er unter anderem, dass neue Fahrzeuge verbindlich mit einem Rechtsabbiegeassistent ausgestattet werden müssen. Das Nachrüsten für bestehende Fahrzeuge jedoch sei zu teuer und aufwendig.

In Bezug auf die Infrastruktur sagte der Verkehrsminister, dass seit 1990 rund zwölf Milliarden Euro in Kreis-, Landes- und Bundesstraßen Sachsen-Anhalts investiert worden seien, wodurch das Straßennetz auf knapp 11.000 Kilometer angewachsen sei. Mit rund 370 Millionen Euro, die Bund und Land für 2018 bereitstellen, soll der Reparaturstau bei Landstraßen und Brücken in sechs bis acht Jahren abgebaut werden.

Bundesvereinigung will sich AM15 nicht zerreden lassen

Wie der Landesvorsitzende rühmte auch der Bundesvorsitzende das Zusammenspiel mit der Verkehrsbehörde. Gerhard von Bressensdorf sagte, es gebe wenige Bundesländer wie Sachsen-Anhalt, aus denen ihn Spitzenbeamte anrufen, um gemeinsam zu einer Meinungsbildung zu kommen – „eine fantastische Zusammenarbeit“ resümierte von Bressensdorf, ehe er den Ball AM15 aufnahm. Er sei „heilfroh“, dass die Verlängerung erreicht wurde. Er habe sich die Mühe gemacht, die „elend lange Studie“ zum Modellversuch zu lesen und dabei den Eindruck gewonnen, sie wolle AM15 „zerreden“. „Es steht aber außer Zweifel: AM15 ist ein Erfolgsprojekt!“, betonte von Bressensdorf. Dank der guten Arbeit der Fahrlehrer hätten sich die düsteren Prophezeiungen vieler Skeptiker nicht bewahrheitet, die eine Blutspur erahnt hätten, die sich durch die neuen Länder ziehen würde. Bislang habe es nicht einen Todesfall gegeben.

Zur aktuellen Situation von Fahrschulen konstatierte von Bressensdorf, dass aus einem völlig überlaufenen Berufsstand seiner Anfangszeit vor 50 Jahren sich immer mehr eine Knappheit herauskristallisiere. Lautete vor einigen Jahren noch die Frage: „Wie komme ich zu Fahrschülern?“, habe sich die Nachfrage inzwischen ins andere Extrem verschoben: „Kriege ich noch einen Fahrlehrer?“, müssten sich Fahrschüler jetzt fragen. Das habe vielerlei Gründe, allen voran, dass der demografische Strukturwandel von der Migration losgelöst betrachtet wurde und dass aus der Bundeswehr keine gut qualifizierten Fahrlehrer mehr in die freie Wirtschaft gespült werden würden.

Beim Blick in die Zukunft sei ihm allerdings nicht bange, beruhigte von Bressensdorf, mit der Reform des Fahrlehrergesetzes habe man die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft des Berufsstandes gelegt und trotz der voranschreitenden Möglichkeiten der Fahrerassistenzsysteme werde es noch lange Fahrlehrer benötigen, die jungen Menschen beibringen, was zu tun ist, wenn technische Assistenten versagen und das Lenkrad übernommen werden muss. Dann voraussichtlich verstärkt bei der Einweisung in Elektro-Autos, an der der Berufsstand offenbar großes Interesse zeigt. Innerhalb von wenigen Stunden hätten sich 760 Fahrschulen an einem Interessebekundungsverfahren beteiligt, um den Einsatz von E-Fahrzeugen zu testen. Noch, bemerkte der Bundesvorsitzende missmutig, werde die Gesellschaft aber belogen. Der Dreck werde nur verlagert, solange der Strom aus Kohleenergie gewonnen wird. Und solange die E-Autos nicht lieferbar oder prüfungsuntauglich sind, sei das Thema noch nicht interessant genug.

Einen Appell richtete von Bressensdorf noch an seinen Nachredner Dr. Andreas Schmidt von der Dekra: Es wäre schön, wenn bei den Prüfungen wieder ein größeres Augenmerk auf das vorsichtige Öffnen der Tür beim Aussteigen gelegt werde. Unfälle, die aus unachtsamen Aussteigen resultieren, führen zu „teilweise irreparablen Schäden“, meinte von Bressensdorf.

Dekra verzeichnet Zunahme an Prüfungen

Dr. Schmidt versprach die Botschaft mitzunehmen und stellte seinerseits die Entwicklung der Prüfzahlen vor. Um jeweils 5,6 Prozent hätte die Anzahl der theoretischen und der praktischen Fahrprüfung im vergangenen Jahr in Sachsen-Anhalt zugenommen. Den Anstieg erklärte er sich mit der Umschreibung der Fahrerlaubnis von Migranten einhergehend mit einer gesunkenen Erfolgsquote, der allgemein guten wirtschaftlichen Situation und AM15. „Die Dekra begrüßt, dass mit Brandenburg im Mai 2017 und Mecklenburg-Vorpommern im Oktober 2017 zwei weitere Bundesländer Millionen von Verkehrsteilnehmern Schritt für Schritt an den Straßenverkehr herangeführt werden können“, sagte Schmidt. „Ein Zuwachs innerhalb der Modellregion um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zeige deutlich, dass diese Fahrerlaubnisklasse insbesondere für Jugendliche im ländlichen Raum eine Grundlage für Mobilität ist.“

Im aktuellen Prüfgeschehen sei das Ziel der Dekra, „Ihnen kundenfreundliche Wartezeiten auf praktische Prüftermine anzubieten“. Bei der Optimierung des Angebots an die Nachfrage sei man in Sachsen-Anhalt ein gutes Stück vorangekommen. Voraussichtlich im zweiten Quartal 2018 soll das Dekra-Fahrschulportal fertiggestellt werden, ein neuer Online-Service, der den Fahrlehrern unter anderem ermöglicht zu kontrollieren, ob die Vorabzahlung der Prüfgebühr des Prüfungsteilnehmers erfolgt ist. Eine Übersicht listet alle Bewerber auf inklusive der Prüfauftragsdetaildaten. In dieses Portal soll auch die bisherige Online-Terminierung migriert werden.

Fahrlehrerversicherung bietet Fahrerschutz an

Thomas Freythaler, Vorstand der Fahrlehrerversicherung, bilanzierte 1,5 Prozent weniger Kunden als im Vorjahr bei gleichzeitig steigendem Bestand. Das lege die Mutmaßung nahe, dass Fahrschulen weniger aber größer würden. Zudem beobachte er die Tendenz zur Vollkaskoversicherung. An der Anzahl der Schäden habe sich mit rund 20.700 nichts groß verändert. Neu im Katalog habe die Fahrlehrerversicherung für 29,90 Euro pro Jahr den Fahrerschutz, der auch den Fahrlehrer auf dem Beifahrersitz mitversichere. Behandlungs- und Pflegekosten, Verdienstausfall sowie im schlimmsten Fall Beerdigungskosten decke die Versicherung ab – solange z.B. die Krankenkasse die Leistung nicht übernimmt. Landesvorsitzender Prescher lobte das Angebot, das Preis-Leistungsverhältnis sei stimmig.

Volkswagen präsentiert den T-Roc

Den Hauptsponsor Volkswagen repräsentierte Jens Kotschwar, der seit wenigen Monaten für das Fahrschulgeschäft der Wolfsburger zuständig ist. Zum Spätsommer wolle der Automobilhersteller seine Fahrschul-Derivate ausbauen. Der Golf Sportsvan soll dann in der Diesel-Variante erscheinen, ab KW 23 mit dem Serienaggregat, ab KW 31 sollen die Fahrschuleinbauten in den Markt kommen. Ebenso sollen der Polo und der T-Roc mit Fahrschulausstattung verfügbar sein, allerdings sei bei zweitem nur die Style-Line prüfungstauglich. Die Sport-Line scheide wegen den getönten Scheiben aus.

Das Problem Altersdurchschnitt

Im anschließenden internen Teil referierte der Landesvorsitzende Prescher über Probleme und Herausforderungen des Verbands. Der Altersdurchschnitt der Mitglieder sei enorm hoch: Von den 170 Mitgliedern (sieben weniger als im Vorjahr), zu denen 104 Inhaber und 40 angestellte Fahrlehrer zählen, sind 123 entweder 51 Jahre oder älter. „Die Mitgliederbewegung ist natürlich nicht besonders erquickend“, meinte Prescher. Der Vorstand habe per Anschreiben versucht, neue Mitglieder zu gewinnen, der Vorsitzende appellierte aber an das Plenum, „dass wir euer aller Unterstützung brauchen, um an der Altersstruktur etwas zu verändern.“ Einige inhabergeführte Fahrschulen mussten im vergangenen Jahr aus Altersgründen geschlossen werden. „Eine Vielzahl von Inhabern sucht im Moment händeringend nach neuen Mitarbeitern“, sagte Prescher.

Erfreut zeigte sich der Vorsitzende hingegen darüber, dass viele Mitglieder endlich dazu übergegangen seien, ihre Preisgestaltung nach oben zu korrigieren. „Preis-Dumping ist nicht der richtige Weg. Das haben viele Mitglieder erkannt. Es gibt kaum einen Kunden, der über den Preis diskutiert.“ Auch hätten sich die Wartezeiten für praktische Fahrtermine verbessert. Prescher warb dafür, die Arbeit des Partners Dekra kollegial zu unterstützen.

Mit der Bundesvereinigung sei man bei allen vier Vorstandssitzungen zusammengekommen, um anstehende Probleme bei der Erarbeitung des neuen Fahrlehrergesetzes zu diskutieren und dem Bundesministerium Vorschläge zu unterbreiten. „Verbandsarbeit ist aber nicht Sache des Vorstands, sondern aller Mitglieder“, rief Prescher für ein verstärktes Miteinander auf. Ein letztes Mal („Da biegt mich keiner um!“), betonte Prescher, würde er dafür seinen Teil beitragen, wenn ihn die Mitglieder in eine fünfte Amtszeit als Vorsitzender wählen würden. Als einziger Gegenkandidat ließ sich Jörg Freitag aufstellen, konnte jedoch nur zwei Stimmen auf sich vereinigen. Der 1. und 2. stellvertretende Vorsitzende, Wolfgang Habenreich und Reiner Nuthmann, standen nicht zur Wahl und komplettieren den Vorstand.

(ms)

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