Mit sehr persönlichen Worten hat der Vorsitzende Jürgen Kopp die Mitgliederversammlung des Landesverbandes Bayerischer Fahrlehrer eröffnet: „Das Jahr 2018 brachte für Sie alle bewegende, arbeitsintensive Tage mit oftmals wenig Freizeit. Viele von Ihnen mussten an die Leistungskapazität gehen, um alle unsere Schüler zu sicheren Verkehrsteilnehmern auszubilden. Auch für uns im Vorstand war es eine Zeit der Eingewöhnung mit Stolpersteinen, unvorhergesehenen Ereignissen, einer Fülle von Fragen, richtungsweisenden Entscheidungen und Entwicklungen.“
Trotz der Stolpersteine laufe die Einarbeitung des Vorstandes in seine neuen Aufgaben mittlerweile von Tag zu Tag besser, auch wenn hier und da noch nachjustiert werden müsse. „Learning bei doing war und ist hier angesagt“, so der Vorsitzende des größten deutschen Landesverbandes.
Hohe Qualtität der Ausbildung in Bayern
Ein Schwerpunkt bei Kopps Rückblick war die Reform des Fahrlehrerrechts, die bedeutende Änderungen mit sich gebracht habe. In der praktischen Umsetzung sei aufgefallen, dass das neue Fahrlehrergesetz an der ein oder anderen Stelle noch nicht stimmig sei. „Hier wurde jedoch rasch nachgearbeitet. Der Gesetzesentwurf der 'Reform der Reform' liegt zurzeit im Bundesrat. Spätestens im zweiten Halbjahr 2019 ist mit einer Veröffentlichung zu rechnen“, so Kopp. Ein „sehr gutes Ergebnis“ hatte er zum Thema Überwachung mitgebracht: „Rund 90 Prozent der überwachten Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer hatten keine Mängel bei der pädagogischen Überwachung. Das ist ein toller Nachweis der pädagogischen Qualität der Ausbildung in Bayern!“
Meinung der Mitglieder gefragt
Beim Ausblick auf das kommende Jahr legte der Landesvorsitzende den Schwerpunkt nicht nur auf die Information der Fahrlehrer, sondern vor allem auch auf von den Mitgliedern eingebrachte Erfahrungen und Vorschläge. Kopp: „Wir werde Sie so früh wie möglich informieren, um die Erfahrungen und Vorschläge unserer Mitglieder in unseren Stellungnahmen zu den Gesetzesentwürfen berücksichtigen zu können!“
Ein wichtiges Anliegen werde er mit Nachdruck weiter verfolgen: „Die nicht mehr zeitgemäße Reglementierung des Transmissionsgrad bei den seitlichen und hinteren Scheiben an Prüfungsfahrzeugen muss dringend aufgehoben werden! Die Änderung um fünf Prozent hilft den Fahrschulen bei der Organisation ihres Fuhrparks überhaupt nicht! Im Hinblick auf die Nutzbarkeit der zukünftigen Fahrzeugausstattungen als Prüfungsfahrzeuge muss diese antiquierte Anforderung aus der Prüfungsrichtlinie entfernt werden. Ich hoffe, dass wir hier auch Unterstützung durch unseren TÜV erhalten.“
Praxistaugliche Regelung zur Automatik-Problematik
Auch eine andere Forderung müsse unbedingt nochmal angesprochen werden: „Wir benötigen ganz dringend eine rasche und praxistaugliche gesetzliche Regelung zur Automatik-Problematik! Trotz größtem Bemühen war es Deutschland nicht möglich, in der EU eine Mehrheit für eine schnelle Neuregelung zu gewinnen. Das müssen wir mit Nachdruck nach den Europawahlen erneut in Angriff nehmen!“
Das betonte auch Dieter Quentin, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände (BVF): „Wir brauchen eine zeitgemäße Automatikregelung!“ Dafür gebe es gleich eine ganze Reihe von zwingenden Gründen: „ Viele Fahrerassistenzsysteme funktionieren nur mit automatisierten Getrieben. Und alternative Antriebe basieren auf dem Automatikgetriebe.“ Außerdem gebe es zukünftig in vielen Neufahrzeugen keine Schaltgetriebe mehr.
Das bestätigte auch Bernd Nentwig, der Fahrschulspezialist von Hauptsponsor Audi, der unter großem Applaus seine Unterstützung beim Thema Abschaffung des Automatikeintrags zusagte.
Digitalisierung bietet den Fahrlehrern Chancen
In seinem Vortrag zeigte Quentin, welche Chancen und Herausforderungen die Digitalisierung für Fahrschulen mit sich bringe. „Die Fahrlehrerschaft steht vor einer Veränderung ihrer beruflichen Tätigkeit, wie es sie noch nie gegeben hat“, so der Bundesvorsitzende. „Wir können die Entwicklung nicht aufhalten, wir müssen die Herausforderungen annehmen!“ Die Digitalisierung biete den Fahrlehrern große Chancen. Und Fakt sei auch: „Verkehrssicherheit kann man nicht digital lernen.“
Wie der Übergang von analog zu digital bei der Fahrlehrerversicherung funktioniert, zeigte Vorstand Thomas Freythaler. „Das digitale Zeitalter hat gerade erst begonnen, unsere Arbeitsweise, unsere Erwartungen und unser Verhalten zu ändern“, so der IT-Experte. Die Digitalisierung ermögliche eine ganz andere Arbeitsweise, die den Versicherern, aber auch den Kunden Vorteile bringen werde, stellte er anhand vieler Beispiele anschaulich dar. Bei der Fahrlehrerversicherung gebe es aber auch klare Grenzen und Prioritäten. So werden sich zum Beispiel dort weiterhin Menschen mit Menschen unterhalten und die Kunden nicht am Telefon mit Computern sprechen müssen. Hohe Priorität habe auch die individuelle Beratung im Sinne des Kunden.
Brauchen weiterhin verantwortungsvolle Fahrzeugführer
Innenminister Joachim Herrmann konnte wegen anderweitiger Verpflichtungen nicht an der Mitgliederversammlung am Samstag teilnehmen und reiste deshalb extra am Freitag zur Abendveranstaltung an. „Fahrlehrer haben eine zentrale Bedeutung für die Weiterentwicklung der Verkehrssicherheit“, sagte er. „Deshalb ist es uns wichtig, dass wir gute Fahrlehrer haben!“ Und das noch für sehr lange Zeit trotz der Weiterentwicklungen in Richtung autonomem Fahren. „Flugzeuge fliegen heute schon selbst. Aber es ist völlig selbstverständlich, dass immer ein vollverantwortlicher Pilot da sitzt. Und es passiert immer wieder, dass die Technik versagt und er eingreifen muss. Und dann muss er fit sein! Wir erleben es ja auch immer wieder, dass der PC abstürzt oder das Handy sich ausloggt. Deshalb brauchen wir weiterhin verantwortungsvolle Führer der Fahrzeuge.“
Bei Jürgen Kopp bedankte er sich explizit für die konstruktive Zusammenarbeit und betonte: „Die Türen des Innenministeriums stehen für Sie weit offen, Herr Kopp!“
TÜV: Einführung in Bayern erst, wenn es im Nachbarland rund läuft
Jürgen Wolz, der das operative Geschäft des TÜV Süd leitet, ließ noch einmal die Probleme bei der Einführung des neuen IT-Systems AS PRO FE Revue passieren. „Auf Basis der erkannten Fehler und vieler Anregungen aus Gesprächen mit der Fahrlehrerschaft konnten wir die Software sowie die Prozesse deutlich verbessern und arbeiten mit Hochdruck an der weiteren Optimierung“, so Wolz. Mittlerweile habe er etliche positive Feedbacks von Fahrschulen erhalten. Wenn sich die Prozesse und die Software in den nächsten Wochen als stabil erweisen, werde der Rollout in den restlichen vier Niederlassungen in Baden-Württemberg erfolgen. „Erst danach beginnen wir mit der Einführung in Bayern. Den Zeitplan werden wir vorab mit Ihrem Verband absprechen“, sagte Wolz und versprach: „Rechtzeitig vor dem Start werden wir alle Fahrschulen in den jeweiligen Niederlassungen zu Informationsveranstaltungen einladen und Sie über die Abläufe und Möglichkeiten des neuen Services informieren."
An Stellschrauben im Kopf kann man drehen
Ein echtes Highlight präsentierte der Verband seinen Mitgliedern ganz zum Schluss. Mentalcoach und Speaker Christian Lottermann (siehe Interview des Monats in FAHRSCHULE 5/2019) zeigte den Mitgliedern knapp eineinhalb Stunden lang mit ebenso viel Tempo wie Tiefgang, wie sie an wichtigen Stellschrauben in ihrem Kopf drehen können. Er zeigte, wieviel Macht das Unterbewusstsein hat und wie sie damit arbeiten können, um „die innere Handbremse zu lösen, Gas zu geben“ und erfolgreich zu sein. Trotz des langen Sitzungstages herrschte eineinhalb Stunden gespannte Aufmerksamkeit, die zuletzt in langem Applaus und Standing Ovations mündete. (bub)