Auch Mecklenburg-Vorpommern zeige sich interessiert an einem Modellversuch für BF 16. Das sagte Elke Rattunde vom Ministerium für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung bei der Mitgliederversammlung des Fahrlehrerverbandes Mecklenburg-Vorpommern. „Wir sind als Land gebeten worden, uns dieser Initiative anzuschließen“, sagte die Referatsleiterin. „Und wir haben signalisiert, dass wir dem grundsätzlich positiv gegenüberstehen.“ Neben Initiator Niedersachsen haben sich mittlerweile auch Brandenburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern der Initiative angeschlossen, so Rattunde.
Etwas anders sieht es noch beim Modellversuch AM 15 aus. „Hier wird seitens des Bundes vorbereitet, den Modellversuch zu verlängern, der sonst im April auslaufen würde.“ Rattunde geht davon aus, dass der Modellversuch nahtlos fortgeführt werden kann.
Automatikeintrag möglicherweise bald Geschichte
Ein weiteres Thema, das die Fahrschulen beschäftigt, ist die Fahrausbildung auf Elektrofahrzeugen. Nach mehreren Vorstößen der Bundesregierung sei im April 2017 von der EU erstmals Handlungsbereitschaft signalisiert worden. „Deutschland steht nicht alleine mit diesem Problem, auch andere Mitgliedsstaaten haben auf dieses Problem hingewiesen, und nun scheint es so zu sein, dass der Druck auf die EU-Kommission so groß ist, dass sich hier etwas bewegt“, sagte Rattunde.
Verkehrsübungsplatz für Mecklenburg-Vorpommern
Seit vielen Jahren gebe es in Mecklenburg-Vorpommern den Wunsch, einen multifunktionalen Verkehrsübungsplatz einzurichten. Nun soll eine Machbarkeitsstudie erstellt werden, die vom Infrastrukturministerium auch bereits ausgeschrieben worden sei. „Damit wir eine Entscheidungsgrundlage haben, ob ein fester Verkehrsübungsplatz sinnvoll ist und wirtschaftlich betrieben werden kann“, sagte Elke Rattunde.
„Ich finde es gut, dass wir beim BF 16 vorne dabei sind“, griff Helmut Bode, Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes Mecklenburg-Vorpommern, das Thema auf. Ebenfalls positiv sah er die Bestrebungen in Richtung Verkehrsübungsplatz, denn dieser sei für das Land wichtig und wünschenswert.
Fähigkeiten junger Menschen haben sich verändert
Kurt Bartels, 2. stellvertretender Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände, stellte in seinem Referat fest, dass sich die Jugend generell verändert habe. „Die psychomotorischen Fähigkeiten sind nicht mehr die, die die Jugend vor 15 bis 20 Jahren hatte.“ Darum bräuchten die jungen Menschen immer mehr Betreuung und immer mehr Fahrstunden. Verkehrssicherheit sei eben nicht zum Nulltarif zu haben, denn die Arbeit der Fahrlehrer sei eine Riesenherausforderung geworden. Dabei würden sie nicht nur helfen, den Führerschein zu erwerben, sondern den jungen Leuten auch Sozialverhalten mitgeben.
Reform des Fahrlehrerrechts
Er ging auch nochmal auf die Fahrlehrerrechtsreform ein. Er bat alle Fahrlehrer um Rückmeldungen, wie sich das neue Gesetz in der Praxis bewähre. In einigen Bereichen müsse nachjustiert werden. Der Wegfall des Tagesnachweises, der ein Kernpunkt der Entbürokratisierung sei, sei nicht zielführend. Er werde von über 90 Prozent der Fahrlehrer in abgespeckter Form zur Dokumentation weiter geführt. Sehr gut angenommen werde die neue Fahrlehrerausbildung. „Im Moment haben wir eine hohe Auslastung in den Fahrlehrerausbildungsstätten“, freute sich Bartels. Dennoch sei der Fahrlehrermangel ein dringendes Problem der Zukunft. Das Durchschnittsalter liege bei 57 Jahren und darum müssten junge Fahrlehrer gefunden werden. Die Berufsaussichten seien wirklich gut, man müsse sich nur den Herausforderungen aktiv stellen.
Überraschende Grenzen der Fahrerassistenzsysteme
„Herausforderungen sind die Fahrerassistenzsysteme und das automatisierte Fahren. Wie können wir das Ganze schlau aufgreifen? Der Umgang mit Fahrerassistenzsystemen und dem automatisierten Fahren muss gelernt sein“, sagte Bartels. Die Assistenzsysteme hätten Grenzen, manchmal überraschende Grenzen, auf die man sich einstellen müsse. Das müsse geschult werden, denn die Menschen bräuchten hochprofessionelle Hilfe, um damit umgehen zu können. „Wer ist da besser prädestiniert als wir?“ Doch die Fahrlehrer müssten nun schnell handeln, sonst werde man rechts und links überholt.
Die Stimmung in den Fahrschulen sei derzeit gut. Die Fahrschulen seien ausgelastet. Die wirtschaftliche Situation habe sich entspannt. „Wir sind für die Zukunft gut gerüstet“, versicherte Bartels, aber man brauche innovative Lösungen und die Unterstützung durch den Gesetzgeber.
Neue praktische Prüfung ab 1. Januar 2021
Informationen der Dekra stellte Dr. Manfred Preetz vor, der auf einen überdurchschnittlichen Anstieg der Prüfungen verweisen konnte. Im Land seien die theoretischen Prüfungen um 8,5 und die praktischen um 4,2 Prozent gestiegen. Auf der anderen Seite seien aber die Erfolgsquoten gefallen, im theoretischen Teil auf 55,7 und im praktischen Teil auf 67,8 Prozent.
„Die Optimierung der praktischen Fahrerlaubnisprüfung schreitet voran.“ Die Vorbereitungen sollen noch in 2018 abgeschlossen werden, so dass sich der TÜV dann 2019 und 2020 sehr intensiv vorbereiten könne und die nötige Hard- und Software beschaffen werde. Als Starttermin sei der 1. Januar 2021 vorgesehen.
Fahrlehrerversicherung: Jeder vierte hat einen Schaden
Die aktuellen Zahlen der Fahrlehrerversicherung hatte Vorstandsvorsitzender Andreas Anft mitgebracht. Aufgrund der steigenden Kooperations-Fahrschulen beziehungsweise der Schließung von Fahrschulen sei die Zahl der Kunden um 1,5 Prozent gesunken. Trotzdem sei der Vertragsbestand um 0,2 Prozent gestiegen, und auch die Zahl der Schäden sei stabil. „Jeder vierte Kunde hat im Jahr einen Schaden“, rechnete Anft vor. Ein Problem sei der Zinsmarkt, denn mittlerweile müssen 0,4 Prozent Strafzinsen dafür bezahlt werden, dass die Versicherung der Bank das Geld gebe. Insgesamt konnte Andreas Anft auf einen leichten Überschuss von rund einer Million Euro verweisen. „Dieses Geld gehört den Mitgliedern und fließt ins Eigenkapital, um auch mal ein schlechteres Jahr zu überbrücken.“
Holprigkeiten bei AM 15
Helmut Bode erinnerte an die Schwierigkeiten in der Umsetzung von AM 15. „Nachdem im März 2017 Minister Pegel hier gesessen hat und er nach dem Thema AM 15 gesagt hat, wir gucken noch einmal drauf, ging am darauffolgenden Montag ein kleiner Ruck durchs Ministerium, denn der Minister wusste selbst nicht, was in Brandenburg gelaufen ist.“ Am Dienstag sei dann der Antrag gestellt worden, dass Mecklenburg-Vorpommern am Modellversuch teilnehmen wolle, doch das Gesetzgebungsverfahren für Brandenburg sei bereits abgeschlossen und unterschrieben gewesen. „Somit musste ein neues Gesetzgebungsverfahren aufgelegt werden, dazu kam die Sommerpause“, bedauerte Bode. „Zum 1. Oktober, ein relativ ungünstiger Zeitpunkt für Zweiradausbildung, wurde dann AM 15 auch für Mecklenburg-Vorpommern zur Realität. Aus heutiger Sicht sage ich, das war viereinhalb Jahre zu spät.“ Darum sei es gut, dass AM 15 um zwei Jahre verlängert werde.
Besorgniserregender Altersdurchschnitt
Der Verband begrüßt zwölf neue Mitglieder, hat aber auch 14 Austritte, fast alle durch Ruhestand. „Der Altersdurchschnitt ist besorgniserregend. Über 60 Prozent sind jenseits der 50“, machte Bode deutlich. In seinem Rechenschaftsbericht zeigte Helmut Bode auf, was der Vorstand für seine Mitglieder im abgelaufenen Geschäftsjahr getan hat. Viele Versammlungen, Fortbildungen, Arbeitstreffen und Vorstandssitzungen wurden besucht, unter anderem habe man auch verschiedene Landesverbandsversammlungen begleitet. Die Stellvertreter von Helmut Bode wurden bereits auf den jeweiligen Bezirksversammlungen gewählt und wurden nun en bloc bestätigt. Thomas Poddig, Torsten Poschmann, Klaus Petermann und Bodo Botsch erhielten ein einstimmiges Votum.
„Nur gemeinsam können wir auf dem Markt bestehen“
Abschließend appellierte Helmut Bode an die Mitglieder: „Bringt Euch aktiv in das Verbandsleben ein. Nehmt an den Bezirksversammlungen teil, sprecht uns an, denn nur gemeinsam können wir auf dem Markt bestehen und die anstehenden Probleme meistern.“
(Ulrich Lieber)