Die 64. Mitgliederversammlung des Landes-Fahrlehrerverbands Bremen startete emotional: Grund waren Irritationen zwischen dem Verband und der TÜV Nord Mobilität GmbH. „Der TÜV kann nicht gemeinsam gefasste Rahmenbedingungen ändern und uns vor vollendete Tatsachen setzen“, monierte Verbandsvorsitzender Rüdiger Grollmann. Die Ursachen seiner Verstimmung waren einerseits die Änderungen und Umbenennung der „Regelungen für die Durchführung von Fahrerlaubnisprüfungen“ in „Grundsätze und Leitlinien für …“. Die Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) habe gefordert, dass die „Regelungen“ an das Qualitätsmanagement-Handbuch des TÜV Nord angekoppelt werde, deshalb liege die Verantwortung und das Bestimmungsrecht nun auch beim TÜV, erklärte Rainer Cyganski von TÜV Nord Mobilität die Zusammenhänge. „Die Fahrlehrer sind für uns sehr wichtig, aber bei manchen Themen sind sie nun einmal nicht unsere ersten Ansprechpartner.“
Zweiter Auslöser für die Verstimmung zwischen den Bremer Fahrlehrerschaft und der Prüfbehörde war die Verkürzung der angesetzten Zeit für theoretische Prüfungen von 60 auf 45 Minuten. Zur Zeit wird dies in einigen Bundesländern – allerdings nicht in Bremen – vom TÜV Nord getestet, ab Sommer soll die kürzere Theorieprüfung Standard sein. „Beim TÜV Süd in Bayern und Baden-Württemberg werden die theoretischen Prüfungen seit vier Jahren problemlos für einen Zeitraum von 30 bis 45 Minuten angesetzt“, betonte Cyganski. Außerdem werde kein Führerscheinanwärter gezwungen, seine Prüfung abzubrechen, er könne während der folgenden Prüfungsgruppen so lange weiterarbeiten wie nötig. Auch wenn der Landesverbandsvorsitzende zustimmte, dass für den Großteil der Fahrschüler eine Dreiviertelstunde völlig ausreichen sei, bemängelte Grollmann trotzdem die „eigenmächtigen Änderungen“. In gemeinsamen Gespräch zwischen TÜV und Verband soll nun erarbeitet werden, wie sich solche Kommunikationsprobleme in Zukunft vermeiden lassen.
Unausgereifte Gesetze belasten die Fahrlehrerschaft
Oberregierungsrat Torsten Bergt, stellvertretender Referatsleiter im Senat für Umwelt, Bau und Verkehr der Hansestadt Bremen, kam auf ein weiteres Problem zu sprechen, mit dem der Bremische Verband seit Monaten zu kämpfen hat: Personalmangel im zuständigen Ministerium, unklare Nachfolgeregelungen und Übergangslösungen verlangsamen wichtige Entscheidungsprozesse. „Hier muss etwas passieren“, forderte Grollmann.
Doch nicht nur die Bremer Fahrlehrer leiden unter verzögerten oder unausgereiften Gesetzesänderungen, wie Gerhard von Bressensdorf, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände (BVF), in seinem ebenfalls sehr emotionalen Vortrag darlegte. „Ein solches Wirrwarr an unverständlichen Gesetzen brauchen wir sicher nicht“, kritisierte er mit Hinblick auf die unzähligen Reformen und Neuverordnungen, die in den letzten Jahren auf die Fahrlehrerschaft hinunter gehagelt seien. Besonders bei der Fahranfängervorbereitung, dem Fahrlehrergesetz und der Berufskraftfahrerausbildung sieht von Bressensdorf großen Nachbesserungsbedarf.
Gute Nachrichten für Fahrlehrer verkündete hingegen Rolf Schrade, neues Vorstandsmitglied der Fahrlehrerversicherung. Er stellte den Verbandsmitgliedern neue Produkte vor, wie etwa den Schutzbrief, der für Pkw im Fahrschul- oder Privattarif, Motorräder, Anhänger oder auch Quads gilt, und für einen Preis von 14,55 Euro pro Pkw im Jahr unter anderem Pannenhilfe, Nutzungsausfall oder Mietwagenkosten beinhaltet. Produktneuheiten aus dem Hause Volkswagen stellte David Lubczynski vor: In diesem Jahr können sich die Fahrlehrer etwa auf den neuen Polo in verschiedenen Varianten, den neuen Golf Sportsvan oder den neuen Jetta freuen.
Nach dem emotionalen Vormittag verlief der interne Teil der Mitgliederversammlung am Nachmittag deutlich ruhiger. In seinem Geschäftsbericht vermerkte Grollmann leicht sinkende Mitgliederzahlen. „Wir müssen in unseren Nachwuchs investieren“, lautete seine Schlussfolgerung. Damit der Verband stark bleibt, soll schon möglichst bald über neue Werbemaßnahmen beschlossen werden.
Wenige Fahrschulen verderben die Quote
„Uns fehlt es an qualifiziertem Nachwuchs und das wird uns in einigen Jahren einholen“, prognostizierte der Landesverbandsvorsitzende Grollmann. Auch die Nichtbestehensquoten waren ein wichtiges Thema. Denn hier lag Bremen in Theorie mit 30,2 Prozent und Praxis mit 35,2 Prozent deutlich über dem Durchschnitt (29,1 Prozent/26,4 Prozent). Dies liege aber nicht an den generell schlechten Ergebnissen der Bremischen Fahrschulen sondern an einigen wenigen, die mit extrem hohen Nichtbestehensquoten den Schnitt verschlechtern. „Hier müssen wir die Behörde so weit kriegen, dass sie eingreift“, forderte Grollmann.
Bei den Wahlen wurde Rainer Fojuth in seinem Amt als Stellvertreter des Vorsitzenden und Protokollführer bestätigt. Sein bisheriger Amtskollege Martin Vogt stellte sich nicht erneut zur Wahl. Stattdessen wählten die anwesenden Mitglieder Hans-Peter Victoria zum stellvertretenden Vorsitzenden und Schatzmeister. Als Kassenprüfer wurden Reiner Gericke und Günter Hallerstede gewählt.
(hst)