Rund 150 Mitglieder und Gäste fanden sich zur Mitgliederversammlung 2024 ein. Helmut Bode, 15 Jahre lang Vorsitzender des Fahrlehrerverbands Mecklenburg-Vorpommern, hatte sich entschlossen, sein Amt niederzulegen. Zum Auftakt begrüßte der noch amtierende Vorsitzende Ines Jesse, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit. Sie lobte die Arbeit der Fahrlehrerschaft und belegte das Engagement durch Zahlen: „Hatten wir nach der Wende noch 624 Tote im Straßenverkehr, verzeichnen wir 2023 einen enormen Rückgang um über 90 Prozent – wobei auch 57 noch zu viel sind.“ Jesse führte weiter aus, dass ihr Ministerium weiterhin zur Vision Zero steht, dass aber nach ihrer persönlichen Wahrnehmung die Teilnahme am Straßenverkehr aggressiver geworden sei. Jesse führte außerdem aus, dass die Zusammenarbeit zwischen Ministerium und Verband sehr gut läuft. In Bezug auf anstehende Änderungen meinte sie: „E-Learnings sind eine Möglichkeit, die es ‚auch‘ geben sollte. Unsere Landesregierung setzt sich aus Gründen der Verkehrssicherheit aber für Präsenzunterricht ein. Besonderen Dank sprach Ines Jesse für das Projekt „Seniorinnen und Senioren in Fahrt“ von Helmut Bode aus. „Wir verzeichnen pro Jahr rund 1.200 Teilnehmer, was ein großer Erfolg ist.“ Kurt Bartels, 2. Vorsitzender der BVF, referierte in Mecklenburg-Vorpommern über aktuelle Entwicklungen im Fahrschulwesen, nahm aber auch Bezug zur kürzlichen Bundestagsdebatte zum Thema Führerscheinkosten. „Die Auftragsbücher sind – noch – voll“, so Bartels. „Die wirtschaftliche Entwicklung könnte sich aber zeitverzögert auf die Fahrschulen auswirken.“ Nach Erfahrungen der BVF haben die meisten Fahrschulunternehmen solide kalkuliert. „Und wenn die Preise steigen, muss man das an die Kunden weitergeben. Nur so können wir die Mitarbeiter ordentlich bezahlen.“
Positive Grundstimmung
Eigentlich hätte die Branche viele Gründe für eine positive Grundstimmung, so die Einschätzung des 2. BVF-Vorsitzenden. „Aber dann kam der ADAC, sprach von hohen Fahrerlaubniskosten, warf die Zahl von 4.500 Euro in den Raum und die Medien haben sich auf diesen Wert gestürzt.“ Kurt Bartels meinte, es gäbe seit dem 24.2.22, dem Beginn des russischen Angriffskrieges, extrem gestiegene Kosten! Zudem seien die Ausbildungsinhalte mehr geworden und auch der Umfang der Prüfungsinhalte hätte enorm zugenommen. Ein weiterer Grund für die Verteuerung sei die stark gesunkene Vorerfahrung der Fahrschüler. „Die wissen nix mehr“, warf einer der anwesenden Fahrlehrer ein. Bartels wies auf eine Studie des Psychologen Prof. Florian Becker hin, der überspitzt von einem „Hinweis auf Verblödung“ sowie eine „bedenklich abnehmende Leistungsfähigkeit“ spricht ... Zum kürzlichen Bericht des TÜV-Verbandes hat die BVF ebenfalls eine klare Meinung: „Das sind total krumme Zahlen“, so Bartels, „weil BF 17 herausgerechnet wurde.“ Es sei nach Ansicht des Bundesverbandes ein tendenziöser Bericht. Auch deshalb, weil die Vergleichszahlen auf dem Jahr 2014 basieren. „2015 gab es einen großen Schnitt durch die Flüchtlingszahlen. Und wenn der TÜV-Verband zur Ansicht kommt, dass unsere Ausbildung schlecht ist, wurde da eindeutig eine rote Linie überschritten“, konstatierte Bartels. Zum Thema OFSA II, bei dem demnächst der Referentenentwurf veröffentlicht werden soll, meinte Bartels: „Wenn die bildungswissenschaftliche Erkenntnis ist, dass man Simulatoren einsetzen will, kann ich nur sagen, wer Simulator-Training gemacht hat, sitzt ruhiger in der ersten Fahrstunde. Aber wer die erste Fahrstunde gefahren hat, will nicht mehr zurück auf den Simulator. Thomas Riedel von der Dekra erläuterte in seinem Vortrag, dass es in Mecklenburg-Vorpommern keine Probleme mit den Prüfungen gibt – und dass trotz 10,3% mehr Theorie- und 6,5% mehr Praxisprüfungen. Auch er nahm kurz Bezug auf aktuelle Diskussionen und führte aus: „Die Ursachen für die schlechten Bestehensquoten in der Theorie sind bunt wie ein Blumenstrauß.“ Ihm sei es ein Anliegen, dass bei Betrug in der Prüfung schärfere Sanktionen verhängt werden. „Wir haben geglaubt, dass die Änderungen der Sperrfristen auf bis zu neun Monate etwas Positives bringt – hat es aber leider nicht. Da müssen die Behörden noch mal ran.“
Besserer Schutz
Manfred Hacker, Vorstand der berufsständischen Fahrlehrerversicherung, gab Einblick in einige neue und optimierte Angebote. Unter anderem eine Zusatzversicherung für Gespanne sowie die Mitversicherung von Eigenschäden, wenn also Fahrzeuge verunfallen, die dem gleichen Halter zuzuordnen sind. „Wir haben auch Aktualisierung bei der Wohngebäudeversicherung, wo jetzt zum Beispiel Hähne unter der Spüle sowie sogenannte Fugenschaden bei der Wohngebäudeversicherung mitversichert sind.“ Bei der Unfallversicherung sind nach den Ausführungen Hackers jetzt auch Verfehlen aus „Geselligkeit“ mitversichert. „Wir wollen unsere Versicherten mitnehmen. Sie sollen sich jederzeit und in allen Fragen an die FV wenden können.“ Im internen Teil der Mitgliederversammlung entlasteten die anwesenden Mitglieder den Vorstand und beschlossen den Haushalt für 2024. Ein Antrag, künftig die Aufnahme von „Nicht-Fahrlehrern“, sofern sie dem Beruf „nahe“ stehen, zu ermöglichen, wurde auf die nächste Mitgliederversammlung vertagt. Nachdem Helmut Bode nach eineinhalb Dekaden Vorstandschaft seinen Posten zur Verfügung stellte, standen Neuwahlen für den 1. Vorsitzenden an. Aus der Wahl der beiden Kandidaten ging Christine Knochenhauer als überwältigende Siegerin hervor. Die junge Fahrlehrerin ist damit die zweite Frau im Vorstand des Fahrlehrerverbands Mecklenburg-Vorpommern e.V.