„Unser Verband steht auf stabilen Füßen“, lautete das Fazit des Vorsitzenden Andreas Grünewald. Und das zu recht. Der Landesverband Sächsischer Fahrlehrer hat seinen Mitgliedern eine Menge zu bieten. Es gibt kaum einen Bereich, in dem sich die Sachsen nicht engagieren oder mitmischen. Allem voran der jährlich stattfindende Tag der Verkehrssicherheit auf dem Sachsenring. Hier können Fahrlehrer direkt mit Vertretern aus der Politik ins Gespräch kommen. Der diesjährige Tag der Verkehrssicherheit findet am 27. Juli 2014 statt.
Darüber hinaus gibt es in Sachsen viele Aktionen, Veranstaltungen und Fortbildungen, beispielsweise die Aktion Tunnelsicherheit, das Lkw-Forum oder die Nutzfahrzeugfortbildung, die im Herbst 2014 geplant ist. Der Verband engagiert sich zudem in zahlreichen Arbeitskreisen, wie den Arbeitskreisen Motorrad, Lkw oder Fahrerlaubnisprüfung.
„Es war ein ereignisreiches Jahr und es wird nicht langweiliger“, bemerkte Grünewald in seinem Bericht. Gemeint war insbesondere die kurze Halbwertszeit vieler rechtlicher Änderungen. Am 1. Mai 2014 gab es wieder zahlreiche Neuerungen. Neben der Punktereform ist die 10. Verordnung zur Änderung der Fahrerlaubnis-Verordnung in Kraft getreten. Wichtig ist hierbei zunächst die Absenkung des Mindestalters in den Klassen D auf 21 Jahre und C auf 18 Jahre. Dies gilt laut Grünewald jedoch nur in bestimmten Fällen, nämlich bei Einsatzfahrten der Rettungsdienste und Feuerwehren sowie dann, wenn Fahrzeuge bewegt werden, die zu Reparaturzwecken in eine bestimmte Werkstatt verbracht werden müssen.
Für die Motorradausbilder ist von besonderem Interesse, dass nun die Motorradkleidung genau definiert wurde: Notwendig sind ein Rückenprotektor – falls dieser nicht in der Motorradjacke integriert ist –, eine enganliegende Motorradjacke, -hose und -handschuhe sowie Motorradstiefel mit ausreichendem Knöchelschutz und ein entsprechender Helm.
Neues aus der Verkehrspolitik
Roland Werner vom Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr bedankte sich beim Verband für die gute Zusammenarbeit. „Die Fahrlehrer sind als Praktiker immer ganz nah dran am Geschehen. Daher ist dem Ministerium ein guter Draht zu diesem Berufsstand sehr wichtig“, erklärte der Staatssekretär. Er begrüßte auch die rege Teilnahme des Verbands am Verkehrsdialog in Sachsen, wo wichtige politische Themen wie beispielsweise die Reform des Punktesystems auf den Tisch kommen.
In seinem Referat zur aktuellen Verkehrspolitik des Freistaates Sachsen sprach sich Werner in aller Deutlichkeit gegen einen Straßensoli aus: „Gerade im Verkehrsbereich wird den Verkehrsteilnehmern finanziell bereits heute schon sehr viel abverlangt – an Abgaben, Gebühren und Steuern.“ Der Staatssekretär bezweifelt, dass es notwendig ist, diese Menschen noch mehr zu belasten. In Sachsen müssten zwar viele Straßen saniert werden. Das Geld hierfür könne jedoch an anderen Stellen eingespart werden, ohne die Verkehrsteilnehmer zur Kasse zu bitten.
Das gleiche gelte auch für die Pkw-Maut. „Der Staat hat im März 2014 so viel Geld eingenommen, wie noch nie zuvor.“ Die finanziellen Mittel für die Verkehrsinfrastruktur seien folglich vorhanden. „Wir schauen dem Bund sehr genau auf die Finger. Es darf nicht sein, dass aus der Maut für Ausländer am Ende eine Maut nur für Inländer wird“, versprach Werner. Problematisch sei auch die Frage, wie sich die geplante Maut auf die Verkehrssicherheit auswirken wird. Durch den Bau von Autobahnen sollten die Landstraßen entlastet werden. Eine Maut hätte zur Folge, dass viele wieder auf diese ausweichen. Weil aber Landstraßen nachweisbar die gefährlichsten Straßen sind, könnte sich ein solches Ausweichen negativ auf die Verkehrssicherheit auswirken.
AM 15 ist ein voller Erfolg
Zum Ende seines Referats ging Werner auf AM 15 ein. Das Thema war und ist bei vielen Verkehrsministern und Fahrlehrern umstritten. Dennoch war der Modellversuch bislang sehr erfolgreich, viele junge Menschen haben diese Chance genutzt. Die Unfallzahlen weisen laut Werner keine Entwicklung nach oben auf. Die Bundesanstalt für Straßenwesen soll in den kommenden Wochen hierzu einen Bericht vorlegen. „Wir müssen die Entwicklung weiter beobachten. Aber ich bin überzeugt, dass AM 15 ein Gewinn für die Verkehrssicherheit ist“, fasste Werner zusammen.
Peter Glowalla, 1. stellvertretender Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände (BVF), schloss sich der Meinung des Staatssekretärs an und lobte AM 15. In seinem Referat ging er sogar noch einen Schritt weiter und sprach sich für BF 16 aus. Hierdurch würde sich die Begleitzeit auf zwei Jahre verlängern. Dies würde den Fahranfängern ermöglichen, mehr Fahrpraxis zu bekommen. „BF 16 wäre aber nur denkbar, wenn AM 15 überall dauerhaft eingeführt werden würde“, stellte Glowalla fest.
Darüber hinaus gab Glowalla einen Überblick über die rechtlichen Änderungen, die den Berufsstand derzeit bewegen. Im Vordergrund standen die geplante Novelle des Fahrlehrergesetzes sowie die Reform des Verkehrszentralregisters – insbesondere das damit verbundene Fahreignungsseminar. Der Berufsstand sollte sich laut Glowalla zudem darauf einstellen, dass es auch in Zukunft immer häufiger und in immer kürzeren Abständen Änderungen geben wird. Diese sind und werden stets mit gravierenden Kosten verbunden sein, etwa für Lehr- und Lernmaterialien oder neue Züge.
Ein weiterer Problempunkt ist der zunehmende Mangel an Nachwuchskräften. Der demografische Wandel hat zur Folge, dass es immer weniger Fahrschüler und damit auch weniger potenzielle Fahrlehrer gibt. Junge Arbeitskräfte werden hart umkämpft. „Zukünftig müssen wir uns überlegen, was wir jungen Nachwuchskräften bieten können“, gab Glowalla zu bedenken.
Elektronisches Prüfprotokoll
Zudem sei eine Optimierung der Fahrerlaubnisprüfung wichtig. In der Theorie sind das laut Glowalla die PC-Prüfung und die bewegten Bilder, in der Praxis wird es in der Zukunft das elektronische Prüfprotokoll geben. Andre Schimera von der technischen Prüfstelle Dekra ging ebenfalls auf dieses Thema ein. „Ziel des Projektes ist es, die praktische Fahrerlaubnisprüfung weiter zu modernisieren, Zeitabläufe zu optimieren und dem Prüfling wichtige Informationen über sein Fahrverhalten mit auf dem Weg zu geben.“ Zukünftig soll der Prüfling laut Schimera unabhängig von seinem Ergebnis ein maschinell erstelltes Protokoll erhalten. Das hierfür entwickelte elektronische Prüfprotokoll befindet sich derzeit noch in der Programmierungsphase. Hier gibt es bereits einen Fahraufgabenkatalog. Ab September 2014 soll die Vorbereitung auf die Erprobung des Systems erfolgen. Hierfür gibt es für die Prüfer entsprechende Schulungen und Fortbildungsmodule.
Andreas Grünewald bedankte sich für die gute Zusammenarbeit mit den technischen Prüfstellen bemängelte jedoch, dass in manchen Regionen die Nutzbarkeit von AM 15 eingeschränkt ist, weil die Abfahrts- beziehungsweise Prüforte mit dem AM-Fahrzeug nur schwer erreichbar sind. Der Verband möchte hier eine Veränderung der Abfahrtsortregelung erreichen.
Fahrlehrer bekommen viel geboten
Bernd Nentwig von Hauptaussteller Audi hatte den A 3 g-tron im Gepäck. Wer das Fahrzeug mit Audi E-Gas betankt, fährt nahezu klimaneutral. Verpflichtend ist das aber nicht. Der g-tron fährt auch mit normalem Gas. Zudem werden bei Audi derzeit das E-Ethanol und der E-Diesel erforscht. Und weil sich der Nachhaltigkeitsgedanke bereits heute in den Köpfen der Menschen festgesetzt hat, haben die Ingolstädter außerdem das Effizienzprogramm „Ultra“ entwickelt. Hierdurch können Verbrauch und CO2-Ausstoß gesenkt werden. Bernd Nentwig verriet, dass es in Zukunft auch von Audi ein reines Elektrofahrzeug geben wird.
Weiterhin wies Nentwig die Teilnehmer auf mehrere Aktionen von Audi hin. Beispielsweise bezuschusst der Hauptaussteller Fahrschulen, die eine Handicap-Ausbildung machen. Bei der Aktion „Wir starten mit Audi“ erhalten Fahrschüler beim Kauf eines der Aktionsmodelle eine Kaufhilfe von 1.500 Euro, und zwar unabhängig davon, ob sie auf einem Audi ausgebildet wurden.
Aktionen gibt es auch bei der Fahrlehrerversicherung, wie Vorstandsmitglied Andreas Anft betonte. Bei der Aktion „Kunde empfiehlt Kunde“ erhalten Versicherungsnehmer eine Tankkarte in Höhe von 25 Euro, wenn sie jemanden werben. Außerdem legte Anft den Geschäftsbericht des letzten Jahres vor. Dieses war insbesondere durch schwere Hagelstürme gekennzeichnet, die Schäden in Millionenhöhe verursacht hatten. Darüber hinaus hat die Fahrlehrerversicherung ihren Leistungsumfang um den Schutzbrief erweitert. Hier können Fahrschulen im Schadensfall zwischen einer Nutzungsausfallentschädigung oder einer Beteiligung an den Mietwagenkosten für sieben Tage wählen.
Vorläufige Ergebnisse der Verbandsstudie
Zu guter Letzt fasste Peter Losleben, 1. stellvertretender Vorsitzender, die vorläufigen Ergebnisse der Mitgliederbefragung zusammen. Ziel dieser „hauseigenen“ Studie war es, zu ermitteln, welche konkreten Maßnahmen die einzelnen Fahrschulen ergreifen können und wie sich die verschiedenen Vorbereitungsmaßnahmen bei den Fahrschülern auswirken. Hierzu sollten Fahrlehrer und -schüler nach der theoretischen und praktischen Prüfung speziell entwickelte Fragebögen ausfüllen.
Bislang gab es etwa 1.300 Meldungen. Diese Zahl sei bereits aussagekräftig und liefere erste Erkenntnisse zu den aufgestellten Hypothesen. „Auffällig ist vor allem, dass die Bestehensquote nicht von der Lernstärke des Fahrschülers abhängt“, stellte Losleben fest. Die Studie läuft noch bis zum 31. August 2014. Alle Meldungen, die bis zum 30. September eintreffen können noch berücksichtigt werden. Die endgültigen Ergebnisse werden zum Jahresende veröffentlicht.
(tf)