„Das Modellprojekt AM15 ist ein großer Erfolg!“ Wie alle übrigen Beteiligten, zog auch Harry Bittner, Vorsitzender des Thüringer Fahrlehrerverbandes ein rundum positives Fazit des Modellversuches, der nun um weitere zwei Jahre verlängert wird. „Es ist nun unsere Aufgabe, dafür zu kämpfen, dass AM15 nach dem Ende des Modellversuches in geltendes Recht übernommen wird“, so der Landesvorsitzende, der noch einige weitere Punkte auf der Liste der Verbandsaufgaben hatte.
So befürwortete er BF16 unter der Voraussetzung, dass die Klasse AM hierbei aus der Klasse B/BE herausgenommen wird. Bittner forderte außerdem den Wegfall der Automatikbeschränkung, damit die Verwendung moderner Neufahrzeuge mit alternativen Antrieben nicht länger blockiert wird. Es müsse dringend eine Regelung geschaffen werden, dass auch dann, wenn eine Prüfung auf einem Fahrzeug mit Automatikgetriebe oder einem E-Fahrzeug abgelegt wird, diese Beschränkung durch einen einfachen Nachweis beseitigt werden kann.
Eine der weiteren Hausaufgaben, die er sich, aber auch seinen Mitgliedern mit auf den Weg gab, war das Berufsbild des Fahrlehrers noch attraktiver zu machen. „Die Attraktivität eines Berufsbildes ist unter anderem gekennzeichnet von Verdienstmöglichkeiten, Arbeitszeiten, einem schicken Arbeitsplatz und einem guten Betriebsklima“, sagte er.
Vertrauen in den Vorstand
Bittner, dessen Amtszeit turnusgemäß mit der Jahreshauptversammlung endete, erhielt von seinen Mitgliedern für seine engagierte und transparente Vorstandsarbeit einen langen Applaus. Einstimmig wurden er und sein ebenfalls zur Wahl stehender 2. Stellvertreter André Schmidt wiedergewählt.
„Ich bedaure es sehr, dass sich die alten Bundesländer so schwer tun, das Erfolgsmodell AM15 zu übernehmen“, sagte Dieter Quentin, 1. stellvertretender Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände (BVF). „Die Fahrlehrerverbände stehen geschlossen hinter AM15!“
Freie Mitarbeiter: Konflikte mit dem Sozialversicherungsrecht
Der stellvertretende Bundesvorsitzende zeigte den Teilnehmern die vielen Unklarheiten auf, die mit der Wiederaufnahme des „freien Mitarbeiters“ ins Fahrlehrergesetz verbunden sind. Dabei wies er insbesondere auf die Konflikte mit dem Sozialversicherungsrecht hin und riet den Fahrschulunternehmern eindringlich: „Sollten Sie vorhaben, einen freien Mitarbeiter zu beschäftigen, lassen Sie sich das von der Clearingstelle der Deutschen Rentenversicherung absegnen!“
Quentin kritisierte, dass es keine einheitlichen Vorgehensweisen bei der Überwachung in Deutschland gibt – „es gibt unterschiedliche Beurteilungssysteme und unterschiedliche Überwacher-Qualifikationsmöglichkeiten“ – und formulierte darüber hinaus klare Forderungen: „Wir fordern einen eindeutigen Überwachungsauftrag durch die Behörde. Die Formalüberwachung ist auf das Notwendige zu beschränken. Die Pädagogische Überwachung muss zeitlich eingegrenzt werden. Und es reicht aus, Theorie und Praxis abwechselnd zu überwachen.“
Dr. Andreas Schmidt vom Dekra hatte statistisches Zahlenmaterial mitgebracht. In allen Bundesländern ist im vergangenen Jahr die Zahl der Prüfungen gestiegen. In Thüringen gab es 4,8 Prozent mehr Theorie- und 3,2 Prozent mehr praktische Prüfungen. Gesunken sind die Bestehensquoten. Im Jahr 2016 lagen sie in Thüringen noch bei 58,3 Prozent in der Theorie und bei 67,4 Prozent in der praktischen Prüfung. 2017 waren es nur noch 57,5 beziehungsweise 66 Prozent.
Trend geht zu größeren Fahrschulen
Der Trend geht zu weniger Fahrschulen mit mehr Fahrzeugen, sagte Thomas Freythaler, Vorstandsmitglied der Fahrlehrerversicherung. Er informierte außerdem über Veränderungen beim berufsständischen Versicherer: „Künftig wird jeder Kunde immer den gleichen Sachbearbeiter als Ansprechpartner haben – nicht nur im Schaden-, sondern auch im Vertragsbereich. Dass so etwas möglich ist, ist der Vorteil bei einem vergleichsweise kleinem Haus wie dem unseren.“
Freythaler forderte die Fahrlehrer auf, ihre Ideen, Vorschläge und Meinungen direkt an den Vorstand zu schicken – per E-Mail an: Vorstand@FvVaG.de.
Staatssekretär „beeindruckt“
„Ich bin beeindruckt von der großen Zahl an Teilnehmern, die hier sind“, sagte Dr. Klaus Sühl, Staatssekretär beim Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft. Er informierte die Fahrlehrer, dass die Überarbeitung der Fahrlehrerrechtsreform derzeit läuft und die BVF hier „äußerst aktiv“ ist. Außerdem lobte er den hohen Beitrag, den Fahrlehrer zur Verkehrssicherheit leisten.
Auch der Staatssekretär zeigte sich als Fan von AM15: „27.500 junge Menschen haben in den Modellregionen AM15 erworben, davon 8.900 allein in Thüringen. Es ist eine zwingende Notwendigkeit, diese jungen Menschen mobil zu machen – wer die ländlichen Regionen kennt, weiß, wie wichtig das ist. Und dazu zählt auch die Freizeitmobilität, das ist ein Menschenrecht!“ Es habe keine Unfall-Auffälligkeiten bei den AM15-Fahrern gegeben, so Sühl. „Nur die westlichen Länder stehen AM15 kritisch gegenüber; wir fünf Teilnehmerländer sehen den Modellversuch als Erfolg!“
Kampagne mit Staatssekretär
Sühl sagte weiter, er begrüße es, wenn ältere Kraftfahrer Fahrschulen aufsuchen; dies müsse allerdings freiwillig geschehen. „Ich wünsche mir von Ihnen mehr Werbung und mehr Angebote in diesem Bereich“, so der Staatssekretär. „Ich stelle mich da auch gerne für eine Kampagne zur Verfügung!“
(Sylke Bub)