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Sieben Hürden des autonomen Fahrens

02.08.2017 16:00 Uhr
Sieben Hürden des autonomen Fahrens
Die Hände in den Schoß legen und sich chauffieren lassen? Das dauert noch etwas
© Foto: Fotohansel/stock.adobe.com

Welche Hürden gibt es noch, ehe man beruhigt den Autopiloten seinen Job machen lassen kann? Die BVF-Vertreter Gerhard von Bressensdorf, Dieter Quentin und Kurt Bartels setzten sich bei den Mitgliederversammlungen der Landesverbände mit dieser Frage auseinander.

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Zeitung lesen und gleichzeitig im eigenen Pkw von A nach B fahren – Wunschvorstellung oder schon bald Realität? Prototypen, die autonom fahren, gibt es bereits heute. Daimler hat auch schon einen autonom fahrenden Laster auf der A8 fahren lassen. Aber wird sich die Technik wirklich schon in naher Zukunft flächendeckend durchsetzen? Noch gibt es laut Autor Daniel Sokolov sieben Hürden, die bewältigt werden müssen.

1. Homo sapiens

Der Faktor Mensch steht im Mittelpunkt der Betrachtungen, wenn es um das autonome Fahren geht. Unter anderem Fragen wie „Wie werden die Verkehrsteilnehmer auf teil- oder vollautonome Kraftfahrzeuge reagieren?“, „Wollen sie überhaupt autonom fahren?“ und „Wann und wie werden die Fahrer eingreifen?“ müssen geklärt werden. Das führerlose Fahrzeug wird laut BVF noch eine Weile auf sich warten lassen. „Größte Sorge sind Fehlreaktionen, weil der Bediener nicht versteht, was sein Auto tut und warum, oder weil er kein ausreichendes Vertrauen in den Computer hat“, schreibt Sokolov.

2. Raum- und Verkehrsplanung

Insbesondere Raum- und Verkehrsplaner sind von den aktuellen Entwicklungen beunruhigt. Denn sie seien für langfristige und besonders teure Projekte verantwortlich. Themen wie neue Verkehrsmuster, neue Wohn-, Arbeits- und Lebenswelten sind für sie äußerst relevant. Viele Planer befürchten laut Sokolov zudem einen enormen Anstieg der Verkehrsmenge. Denn schließlich ließen sich Parkgebühren sparen, indem man sein Auto leer nach Hause schickt und sich später wieder abholen lässt. Verkehrsplanung müsse völlig neu gedacht werden, stellten die BVF-Vertreter klar und forderten: „Da muss man offen sein.“

3. Infrastruktur digital und analog

Auch in Bezug auf die Verkehrsinfrastruktur seien noch viele Fragen offen. Themen wie die Vorbereitung des Wegenetzes auf die neuen Fahrzeuge, mögliche Änderungen an Design und Konstruktion der Straßen sowie das optimale Aussehen von Verkehrszeichen und Bodenmarkierungen müssen geklärt werden. „An der digitalen Infrastruktur wird bereits gearbeitet. Die Fahrzeugkonstrukteure bauen auf extrem detaillierte Karten. Jeder Kanaldeckel, jeder Baum, jede Bodenmarkierung soll zentimetergenau erfasst werden“, schreibt Sokolov. Aber auch die Kommunikation zwischen Infrastruktur und Fahrzeugen müsse in die Überlegungen einbezogen werden.

4. Recht

Entscheidend ist auch die rechtliche Basis. Selbstfahrende Kraftahrzeuge verbietet das Wiener Übereinkommen über den Straßenverkehr. Auf UN-Ebene sei jedoch ein Update beschlossen worden, das autonome Systeme erlaube, solange der Fahrer jederzeit eingreifen könne. Da zum Beispiel die USA und England das Abkommen nicht unterschrieben haben, gelten die Einschränkungen nicht für sie. Konkret bedeutet das: In den USA sind Autos ohne Lenkrad bereits erlaubt. In Deutschland dagegen bleibt die „Rückfallebene Mensch“ im neuen Autopilot-Gesetz verankert. Der Vorteil für die Fahrlehrer: Das deutsche Recht macht Fahrlehrer auf Jahrzehnte hinaus erforderlich.

5. Ethik

Auf die ethischen Fragen wird es keine „korrekten“ Antworten geben, so Daniel Sokolov. Da häufig menschliches Versagen Unfälle verursache, akzeptiert beispielsweise die Gesellschaft derzeit eine gewisse Zahl an Todesopfern im Straßenverkehr. Es stellt sich aber die Frage, ob diese Zahl noch akzeptabel ist, wenn Computer die Fahrzeuge steuern. Und wo ist die Grenze? Bei 1000, 100 oder 10 Todesopfern? Ebenso kritisch: Wie soll der Computer entscheiden, wenn eine Unfallsituation nicht zu vermeiden ist? Das Fahrzeug in eine Gruppe Kinder oder Senioren lenken? Diese Entscheidung solle nicht dem Computer überlassen werden, meint die BVF.

6. IT-Sicherheit

Cybersecurity werde nie perfekt sein. In Folge bestehe immer die Gefahr, gehackt zu werden. Aber was dann, wenn Hacker in Fahrzeugsysteme eindringen und alles lahmlegen – und das mitten im Berufsverkehr? Wichtig ist daher nach Ansicht der BVF, dass Fahrzeuge noch sicher agieren, selbst wenn sie gehackt werden. Inwieweit das möglich ist, werde sich zeigen. Wer von außen zugreifen kann, ist eines der brennendsten Probleme des gesamten autonomen Fahrens überhaupt.

7. Technische Entwicklung

Die Fahrzeugkonzepte werden sich laut BVF komplett verändern. Das werde noch ein wenig dauern, aber es sei nicht aufzuhalten, meint Gerhard von Bressensdorf. Grundsätzliche Änderungen wird es schon dank der E-Mobilität geben – und ein Staat wie China kann Vorreiter werden: Denn wenn die Menschen dort an den Abgasen krank werden oder sterben, ist es möglich, dass kurzerhand die Elektromobilität eingeführt wird und Verbrennungsmotoren verboten werden. Weitere Fragen, die sich stellen: Kommt das Auto in Zukunft aus dem 3D-Drucker? Und was entsteht in konventioneller Herstellung, sind das zum Beispiel Batterie, Reifen und Motor? „Nicht nur unsere Welt verändert sich, sondern auch die Welt um uns herum“, sagt von Bressensdorf.

(tc/ts)

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