Erdgasautos: Elektro-only bei VW
Bei Volkswagen sind die Gründe klar. 2018 besiegelt Konzernchef Herbert Diess mit seinem Elektro-only das Sterben auf Raten der sauberen Gasmodelle. Aber auch die großzügige Förderung von E-Autos war nicht eben hilfreich. Denn wer sich für die Gastechnologie entschied, ging leer aus. "Anstatt sie zu fördern, gab die Politik einer nachhaltigen und wirtschaftlich einsetzbaren Technik den Todesstoß", kritisiert Marc-Oliver Prinzing. Als Vorstand des Bundesverband Betriebliche Mobilität vertritt er die Interessen hunderter Unternehmen mit einem Vielfachen an Firmenwagen.
Ähnlich sieht das Timm Kehler, Vorstand des Branchenverbands Zukunft Gas. "In der Politik ist im Verkehrssektor eine klare Bevorzugung von Elektro- und Hybridantrieben zu erkennen, weshalb auch die Industrie vorrangig auf diese Technologien setzt." Nachvollziehen kann Kehler das nicht. Gasfahrzeuge und -technik seien verfügbar. "Und wer Bio-CNG tankt, ist nahezu klimaneutral unterwegs."
Verbandschef Prinzing gibt der Politik die Schuld am Tod der CNG-Fahrzeuge. "Das ist ein gutes Beispiel dafür, was passiert, wenn Politik nicht Ziele, sondern Techniken vorgibt", sagt Prinzing. "Die Hersteller können CO2-Emissionen von Erdgasfahrzeugen nicht auf den Flottengrenzwert anrechnen. Auf der anderen Seite schönen sie ihre Bilanz sogar mit Plug-in-Hybriden, einem aus Umweltgesichtspunkten mehr als fragwürdiges technisches Konzept." Warum also sollte die Autoindustrie das Thema CNG weiterverfolgen?
80.000 Erdgasautos in Deutschland unterwegs
Weniger Neuwagen, weniger Bestand. Nur rund 80.000 CNG-Fahrzeuge sind in Deutschland unterwegs. In besten Zeiten waren es über 100.000. Und von ehemals über 1.000 Tankstellen sind noch knapp 800 übrig, Tendenz fallend. Neue Stationen wird es kaum geben.
Wer jetzt noch ein neues Erdgasauto kaufen will, muss sich aber sputen. Noch sind in den Gebrauchtwagenportalen eine Handvoll Modelle zu finden. Darunter Schnäppchen wie ein neuer Seat Leon Sportstourer 1.5 TGI Style für 29.580 Euro, gut zehn Prozent unter dem 2022er-Preis. Die Auswahl an Tageszulassungen und Vorführfahrzeugen ist etwas größer. Allerdings ist Vorsicht geboten: Etliche haben über 20.000 Kilometer auf dem Tacho und stammen aus dem Modelljahr 2021. Und viele Fahrzeuge werden als Erdgasautos ausgezeichnet, haben aber in Wirklichkeit einen LPG- beziehungsweise Autogasantrieb. Die Preise für Gebrauchtwagen dürften stabil bleiben. Denn billiger als mit Erdgas kann man auch in Zeiten des Elektro-Booms nicht fahren.