Zu Beginn der Mitgliederversammlung in Augsburg und nach dem Grußwort ehrte der 1. Vorsitzende des LBF, Jürgen Kopp, Mitglieder, die ihrem Verband bereits seit einem halben Jahrhundert die Treue halten. Das Grußwort der Bundesvereinigung richtete Kurt Bartels als Stellvertreter Kopps in der BVF an die zahlreichen Gäste.
Für die Fahrlehrerversicherung referierte im Anschluss Manfred Hacker, einer der beiden Vorstände des Branchenversicherers. Als ehemaliger Mitarbeiter des LBF konnte sich Hacker zur Begrüßung ein „Da bin ich wieder“ nicht verkneifen. Der neue Vorstand griff dann gleich das Thema Cannabis auf. „Kiff and drive – glauben Sie mir, ich habe nicht gut geschlafen“, so seine Einschätzung zur Legalisierung der Droge. Hacker konnte sich den Seitenhieb „Offensichtlich ist der Gesetzgeber bekifft“ nicht verkneifen. Im Anschluss stellte er die Neuerungen für die Versicherten vor, darunter die Integration des Anhängers in die Vollkasko-Versicherung. „Das ist aus unserer Sicht wichtig bei Ausbildungsfahrten und wird von anderen Versicherungen nicht abgedeckt“, so Hackers Einschätzung.
Außerdem würde die Fahrlehrerversicherung jetzt auch Schäden innerhalb des eigenen Fuhrpark abdecken, also Unfälle, die Fahrzeuge betreffen, die auf einen Halter zugelassen sind. „Über die Kfz-Versicherung hinaus haben wir das Leistungsspektrum unserer Wohngebäude-Versicherung erweitert“, so Hacker. „Ab sofort ist auch der Medienverlust an versteckten Stellen abgedeckt.“ Auch im Bereich „geselliges Leben“, wie es der Vorstand beschrieb, bietet die FV künftig Deckung – ein Thema, wo andere Versicherer gerne die Deckung verweigern, wenn ein Gläschen zu viel getrunken wurde. Nicht zu vergessen, wurde im Bereich CD/DE jetzt ein Fahrerschutz integriert, die neue Unfallversicherung wurde mit verbesserten und angepassten Leistungen ausgestattet – unter anderem bei bestimmten Krebserkrankungen – und das Leistungsspektrum der Wohngebäudeversicherung wurde um Graffiti-Schäden und Rohrverstopfungen erweitert. Hacker verwies darauf, dass etwa durch hohe Werkstattkosten sowie Großunwetterereignisse die Schadensummen enorm gestiegen wären, was Ergebnisdruck bewirke.
Im anschließenden Bericht des Vorstandes ging es unter anderem um die Mitgliederzahlen, die eine minimale Tendenz nach unten aufweisen. Auch die Zahl der Haupt- und Nebenstellen würde, so Jürgen Kopp, eine leicht negative Tendenz aufweisen. Zur allgemeinen Geschäftslage erläuterte der 1. Vorsitzende der LBF: „Es rufen Kolleginnen und Kollegen an, dass sie weniger Arbeit haben – es gibt aber auch Kolleginnen und Kollegen, die sich beklagen, dass sie nicht mehr durchatmen können.“ Zum Thema Lkw- und Busfahrermangel meinte Kopp: „Wir stellen uns die Frage, warum trotz der hohen Zahlen der CE-/DE-Absolventen in der beschleunigten Grundqualifikation kaum jemand in der Branche landet. Offensichtlich sind auch die Entlohnung und die soziale Komponente zu schlecht. Wir haben uns auf jeden Fall nichts vorzuwerfen. Die hohen Führerscheinkosten tauchen bei den CE-/DE-Fahrerlaubnisanwärtern in der Statistik als Grund sehr weit hinten erst auf.“
Jürgen Kopp nahm auch Stellung zur Pressemeldung des TÜV-Verbands, Berlin: „Diese Veröffentlichung der Durchfallquoten ist im höchsten Maße unseriös, denn sie separiert BF17 von der Klasse B. Das wurde bislang immer anders, also zusammen, dargestellt.“ Kopp verwies darauf, dass die Durchfallquoten in der Statistik völlig falsch dargestellt werden und dass der TÜV-Verband keine Stellung dazu nehme … „Wenn ich mir die echten Zahlen und Erfolgsquoten der Zahlen laut Ar-GeTP21 ansehe, leisten wir eine hervorragende Arbeit und müssen uns für nichts rechtfertigen!“
Der 1. Vorsitzende des LBF macht im weiteren Verlauf seiner Rede darauf aufmerksam,
dass es mit der Fahrschulüberwachung jetzt ernst wird. „Der Freischuss ist vorbei.“ Allerdings monierte Kopp, dass Fahrschulen als einzige Branche die Überwachung selbst bezahlen müssen, selbst wenn es keine Mängel gäbe. „Das resultiert wohl aus der Gebührenordnung Straße. Dazu gibt es demnächst ein Gespräch mit der CSU.“ Kopp wies darauf hin, dass
der LBF einen guten Kontakt zu Politik, Verwaltung und Institutionen, insbesondere zum Bayerischen Staatsministerium, unterhalten würde.
Amtsinhaber bestätigt
Nach dem anschließenden Bericht der Rechnungsprüfer Patrizia Wagner und Thomas Kurz wurde der Vorstand für das Haushaltsjahr 2023 entlastet. In weiteren Beschlüssen genehmigten die anwesenden Mitglieder den Haushalt 2024. Der Mitgliedsbeitrag sowie die Tagespauschalen für den 2. bis 5. Vorsitzenden bleiben unverändert. Bei den anstehenden Wahlen der Vorsitzenden wurden trotz einiger Gegenkandidaten die jeweiligen Amtsinhaber in ihren Ämtern bestätigt. Von den 172 stimmberechtigten Mitgliedern stimmten in schriftlicher Wahl 86 für Siegfried Winter als 2. Vorsitzenden. Ingo Jeray erhielt für die Kandidatur zum 4. Vorsitzenden 125 Stimmen, Sascha Albrecht als 5. Vorsitzender 103 Stimmen.
Im öffentlichen Teil der Mitgliederversammlung bewies Ministerialdirektorin Brigitta Brunner Humor und meine: „Ich weiß, was von mir erwartet wird, drei Minuten den Verband loben, eine Minute abmoderieren – und ja nicht das Zeitlimit sprengen.“ Damit hatte sie die Lacher auf ihrer Seite, bestätigte aber auch ernsthaft die gute Zusammenarbeit zwischen Verband und Ministerium.
Jochen Krebs, TÜV SÜD, stellte das Nachfolgesystem OSF 2.0 kurz vor, verwies aber darauf, dass es wohl erst Ende 2025 käme und man in der aktuellen Vorprojektphase mit 24 Fahrschulen unterschiedlichster Größe und aus drei Bundesländern Tests mache. Krebs erläuterte, dass es auch im aktuellen System noch Neuerungen gäbe, welche die Fahrschulen eingefordert hätten. Als neue Kollegen stellte er Patrick Merklin für München und Dirk Nitsch für Unterfranken vor. Zum Abschluss stellte er den Drivers Club vor: „Damit haben wir zum ersten Mal die Möglichkeit, direkt mit dem Prüfling in Kontakt zu treten.“ Der Roll-out in der Fläche wäre jetzt für Bayern erfolgt.
In einem finalen Statement informierten die Vorsitzenden des LBF über OFSA II – da aktuell noch kein Referentenentwurf vorliegt, sind die Inhalte noch nicht fix. FAHRSCHULE wird im Lauf des Jahres weiter zum Thema berichten beziehungsweise hat in der Ausgabe 3/24 bereits wesentliche Eckpunkte dargestellt. Ferner ging es um die nach Ansicht des LBF eingeschränkten Möglichkeiten bei der Nutzung von Simulatoren in der Ausbildung. Potenziale sähe man allenfalls im Bereich erste Erfahrungen sowie in der Schaltkompetenz.