Mit bundesweit 1,52 Millionen theoretischen Führerscheinprüfungen von Januar bis Ende September 2023 und 1,32 Millionen praktischen Prüfungen hat die Popularität der Fahrerlaubnis hierzulande noch einmal zugenommen. „Die Zahl der theoretischen und praktischen Fahrerlaubnisprüfungen bleibt auch im Jahr 2023 auf Rekordniveau“, sagt Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband. „Das Prüfungssystem für die Erteilung von Fahrerlaubnissen stellt seine Leistungsfähigkeit bei voller Auslastung der Prüfkapazitäten unter Beweis.“ Wie die aktuellen Daten des TÜV-Verbands auf der Grundlage von Erhebungen der TÜV Dekra arge tp 21 zeigen, lag der Zuwachs bei den theoretischen Prüfungen bei 127.000 Prüfungen (+ 9 Prozent), im praktischen Teil ist ein Zuwachs von 0,5 Prozent zu vermelden.
Allerdings gibt es nicht nur Positives zu vermelden. Die Daten zeigen nämlich auch, dass die Durchfallquoten immer weiter steigen. In den ersten drei Quartalen wurden 42 Prozent der theoretischen Prüfungen nicht bestanden, ein Plus von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In der Klasse B lag die Durchfallquote sogar bei 45 Prozent. Bei der praktischen Prüfung sieht es hingegen ein wenig besser aus. Hier fallen lediglich (unverändert) 30 Prozent der Fahrschüler und Fahrschülerinnen durch. Bei den Pkw sind es wie 2022 etwas mehr, nämlich 37 Prozent.
Neben dieser zusätzlichen Belastung für das Prüfungssystem müssen die Prüfstellen auch mit immer mehr Täuschungsversuchen umgehen. In den ersten drei Quartalen 2023 wurden 2.711 Täuschungsversuche registriert, was einem gewaltigen Anstieg um 38 Prozent gegenüber 2022 entspricht. „Immer mehr Fahrschüler:innen versuchen, sich ihre Prüfung auf illegale Weise zu erschleichen“, sagt Goebelt. „Wir gehen davon aus, dass die Dunkelziffer noch weitaus größer ist.“ Mit 33 Prozent entfallen die meisten Täuschungsversuche auf sogenannte Stellvertreterprüfungen, bei denen nicht die angemeldete Person selbst zum Prüfungstermin erscheint. In 30 Prozent der Täuschungs-Fälle wurden technische Hilfsmittel wie Smartphones, Kameras und Kopfhörer eingesetzt. 31 Prozent der versuchten Täuschungen erfolgten „klassisch“ mit Spickzettel.
Mit der steigenden Anzahl der Täuschungsversuche wächst auch die Gewaltbereitschaft. In 58 Fällen wurden Prüfer verbal oder körperlich bedroht – ein Plus von 81 Prozent. Insgesamt wurde bei 337 erkannten Täuschungsversuchen die Polizei alarmiert.